Gioconda Belli liest in Bonn Politische Rebellion beginnt im Herzen

Die nicaraguanische Schriftstellerin Gioconda Belli liest in Bonn aus ihrem Roman „Bewohnte Frau“. Der Saal bei der GIZ ist voll.

 Poesie und Politik: (von links) Lutz Kliche, Gioconda Belli und Dietmar Kanthak. FOTO: BARBARA FROMMANN

Poesie und Politik: (von links) Lutz Kliche, Gioconda Belli und Dietmar Kanthak. FOTO: BARBARA FROMMANN

Foto: Barbara Frommann

Gioconda Belli gilt als kraftvolle politische Stimme und herausragende Autorin. Vor drei Jahrzehnten, im Jahr 1988, gelang ihr der internationale Durchbruch mit ihrem Debütroman „Bewohnte Frau“. Darin verarbeitete sie eigene Erfahrungen aus dem sandinistischen Widerstand, der sich in den 1970ern gegen die Somoza-Diktatur in Nicaragua wandte. Das Jubiläum dieses viel beachteten Debütromans feiert Gioconda Belli mit einer Tournee durch ganz Europa. Am Mittwochabend war sie zum wiederholten Mal zu Gast bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Bonn. Unterstützt wurde sie dabei von den passionierten Musikern des Duos Grupo Sal sowie den beiden Übersetzern Viola Gabor und Lutz Kliche.

Das Interesse an der eindrucksvollen Schriftstellerin ist groß. Sämtliche Sitzreihen in der GIZ sind besetzt, als Belli den Abend mit einem Statement eröffnet, das zwischen Poesie und Politik changiert: „Versuche nicht, mich zum Schweigen zu bringen“, verliest die nicaraguanische Autorin da. Ihr Roman sei zwar 30 Jahre alt, doch müsse in diesen Tagen erneut gegen eine Diktatur – die von Daniel Ortega und seiner Frau – in ihrem Heimatland rebelliert werden. Wieder sind es die Studenten, die auf der Straße für ihre Freiheit einstehen und gegen Korruption kämpfen. Die „Bewohnte Frau“ hat nichts an Aktualität verloren. Vergangene Ereignisse scheinen sich zu wiederholen. Dennoch betont Belli, dass sie nicht mehr gefragt werden wolle, ob ihr eigener Befreiungskampf gegen die Somoza-Herrschaft umsonst gewesen sei. Sicherlich, sie habe sich diese Frage allzu oft selbst gestellt. Nichtsdestotrotz sei sie überzeugt davon, dass die Studenten die Diktatur erneut stürzen und verhindern werden: „Sie haben von uns gelernt.“, Es sei unmöglich, dieses sandinistische Erbe zu entreißen.

Ihren Mut zur Rebellion hat Belli bereits in ihrem Debütroman weitergegeben. „Die Fackel ist entzündet, niemand wird sie mehr löschen können“, steht dort in einem der letzten Sätze zu lesen. Und auch als Moderator und GA-Feuilletonchef Dietmar Kanthak sie fragt, ob sie mit ihrem Werk auch nach all den Jahren weiterhin zufrieden sei, lautet ihre selbstbewusste Antwort: „Mehr als zufrieden.“

Der Roman sei besser angekommen, als sie jemals geglaubt hätte, betont Belli in Bonn. Er sei nicht nur Ausdruck der damaligen Zeit, sondern spiegele nunmehr auch die Gegenwart wider. Er treffe Aussagen über Liebe, Solidarität, Treue und politischen Widerstand. Die Autorin träumt auch heute noch von einem freien Nicaragua. Bis dahin werde sie weiterhin schreiben. Zuletzt arbeitete sie an einem Werk, das einige ihrer nicht-fiktionalen Essays bündelt. Bisher wurden diese nicht ins Deutsche übersetzt. Belli hofft, dass sich das noch ändern wird. Es wäre der passende Inhalt für ihren nächsten Besuch in Bonn.

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