NDR kehrt zur Castingsshow zurück Raab TV kümmert sich wieder um den ESC

Hamburg · Mit einem neuen, alten Konzept versucht die ARD Deutschlands Chancen beim Eurovision Song Contest (ESC) wieder zu verbessern - und greift dabei mit Stefan Raab auf einen alten Bekannten im ESC-Zirkus zurück.

Nach dem schlechten Abschneiden Deutschlands beim Eurovision Song Contest (ESC) wurde viel darüber spekuliert, wie man endlich wieder auf die Erfolgsspur zurückkehren kann. Jetzt wartet der verantwortliche Norddeutsche Rundfunk (NDR) mit einer wahren Überraschung auf: Die Produktionsfirma Raab TV - eine 100-prozentige Tochter von Brainpool TV, an der Stefan Raab Gesellschaftsanteile hält - soll erneut eine Castingsshow organisieren, in der der deutsche ESC-Beitrag ermittelt wird.

Wie der NDR mitteilte, sollen sich insgesamt fünf Nachwuchs-Sänger einer Jury aus Lena, Tim Bendzko und Florian Silbereisen stellen. Gesungen werden dabei extra für den ESC geschriebene Songs, begleitet werden die Sänger von einer sechsköpfigen Liveband unter Leitung von Wolfgang Dahlheimer (Heavytones).

"Wir gehen 'back to the roots'", zitiert die ARD Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber. Er spielt vor allem auf das Jahr 2010 an, als im von Raab produzierten Vorentscheid "Unser Star für Oslo" die junge Schülerin Lena aus Hannover entdeckt wurde, die wenige Monate später als erste Deutsche seit Nicole 1982 das ESC-Finale gewann.

Newcomer sollen an Lenas Erfolg anknüpfen

Keine bereits etablierten Künstler, keine Bands, sondern nur bisher unbekannte Sängerinnen und Sänger dürfen sich nun bewerben - so wie 2010. Die Kandidatinnen und Kandidaten stellen in "Eurovision Song Contest - Unser Song 2017" Titel vor, die Produzenten speziell für den ESC 2017 vorgeschlagen haben. In einer ersten Runde filtern die Verantwortlichen der ARD, aus der Musikindustrie und von Raab TV 30 junge Männer und Frauen heraus. In einem zweiten Casting wird diese Gruppe auf fünf Teilnehmer eingedampft, die dann in einer einzelnen, drei Stunden langen Sendung am 9. Februar um das Ticket für das ESC-Finale im kommenden Mai in Kiew kämpfen.

Die Jury mit Lena, Tim Bendzko und Florian Silbereisen kommentiert die Auftritte live in der Sendung. Ein Stimmrecht besitzen die drei aber nicht - genauso wenig wie die Jury bei "Unser Star für Oslo". Die Entscheidung liegt allein bei den Zuschauerinnen und Zuschauern in Deutschland - nur sie wählen am Ende der dreistündigen Show, wer mit welchem Lied in die Ukraine fährt.

Das Konzept klingt vielversprechend - und eine Neuerung ist dringend notwendig, wenn Deutschland endlich wieder vorne mitspielen will. Denn seit dem achten Platz von Roman Lob im Jahr 2012 zeigte Deutschland eine höchst unbefriedigende Performance beim weltweit am stärksten von den Zuschauern beachteten Musikwettbewerb. Die negativen Höhepunkte erzählten im vergangenen Jahr Mangamädchen Jamie-Lee und ein Jahr zuvor die Hamburgerin Ann Sophie als jeweils Letzte.

Jurorin Lena ermutigt alle jungen Künstler, sich zu bewerben: "Ich kann nur jedem empfehlen, sich zu bewerben. Es könnte die beste Entscheidung eures Lebens sein und alles verändern", sagte sie beim NDR. Bleibt zu hoffen, dass sich das Konzept als erfolgreich herausstellt und der Sieger des Vorentscheids am Ende vielleicht sogar in Kiew jubeln kann.

Raab hatte sich im Januar zurückgezogen

Raab hatte sich im Januar offiziell vom Bildschirm verabschiedet. Über die Gründe seines Rücktritts hatte Raab in der Öffentlichkeit stets geschwiegen. Auch bei seiner letzten Ausgabe von "TV Total" zeigte er keine Bereitschaft, der TV-Nation etwas über seine Motive zu verraten. Vor der Kamera wird Raab aber auch bei der neuen ESC-Castingshow nicht zu sehen sein. Und auch hinter der Kamera solle er nicht persönlich aktiv sein. Dies teilte sein Management dem GA am Mittwochabend mit. Schade eigentlich, denn der Show hätte es sicher gut getan.