Buch-Tipp: Mónica Subietas Rätsel um ein verschwundenes Bild von Klimt
Buch-Tipp: Was geschah vor 70 Jahren, als der jüdische Kunsthändler Jakob Sander verschwand – und mit ihm ein Bild von Gustav Klimt? Mónica Subietas verrät es in ihrem Roman „Waldinneres“.
Gerade einmal so groß wie eine Postkarte ist das eher unbekannte Werk „Waldinneres“ des berühmten Malers Gustav Klimt, Schöpfer von Meisterwerken wie „Der Kuss“ oder des „Beethovenfrieses“: Ein fein gemalter, impressionistischer Blick durch dunkle Bäume auf eine Lichtung. Die spanische Autorin Mónica Subietas hat um dieses Bild herum einen spannenden Kunst-Krimi geschrieben, einen Roman – ihren Erstling –, der zwei Familiengeschichten mit dem großen, spektakulären Thema Kunstraub der Nazis zusammenbringt. In knappen Kapiteln wird die Geschichte immer wieder aus anderen Perspektiven und Zeitebenen äußerst kurzweilig fortgesponnen.
Der eher gemütliche, zur Melancholie neigende Gottfried Messner, Inhaber des Café Glück in Zürich, bekommt Nachricht von der Bank seines verstorbenen Vaters: Ein Schließfach wartet seit Jahren ungeöffnet auf Messner. Der Inhalt: ein Spazierstock mit abschraubbarem Knauf. In dem Stock das zusammengerollte Klimt-Bild.
Des Vaters letzter Wunsch vor seinem Selbstmord war: Der Stock gehörte einst einem Juden, den Messner Senior in die Schweiz geschleust, jedoch aus den Augen verloren hatte – Meissner Junior solle den ehemaligen Besitzer oder dessen Erben ausfindig machen und den Stock übergeben. Mit einen Mal sieht sich Meissner in die Zeit vor 70 Jahren zurückgeworfen, eine Zeit, von der er nur bruchstückhaft durch Erzählungen des Vaters weiß.
Drama an der Grenze
Jakob Sander, Besitzer von „Waldinneres“ und weiterer Gemälde lebte in Österreich, wusste aber seit 1938 und dem Anschluss an Hitlerdeutschland, dass er das Land verlassen musste. Er verfasste ein Inventar seiner Kunst – die er zurücklassen musste – und begab sich 1942 mit „Waldinneres“ auf die Flucht.
Subietas spinnt dann um dieses Fundstück herum eine spannende, mitunter mit sehr vielen glücklichen Zufällen gespickte Story. Ein betagter Sammler in den USA, ein undurchsichtiger Kunsthändler, der sich stets am Rand der Legalität bewegt, ein mehr oder weniger erfolgreicher Maler – alle haben ein irgendwie gelagertes Interesse an dem kleinen Klimt-Bild und der Geschichte, die dahintersteckt.
Messner, der unbedarfte Zufallseigentümer von „Waldinneres“, hinkt der ganzen Entwicklung fast den kompletten Roman hinterher, ist am Ende dann aber gewissermaßen der Moderator im bühnenreifen Showdown. Da klären sich alle verwickelten Familiendinge auf .
Mónica Subietas. Waldinneres. Roman. Aus dem Spanischen von Lisa Grüneisen. S. Fischer, 253, 22 Euro.