Jay Z in Köln 13 000 Fans feiern Rap-Star in der Kölner Lanxess Arena

Köln · Als das Konzert pünktlich um neun Uhr beginnt, tobt der Saal. Im Unterschied zur "Watch the throne"-Tour, die er mit seinem nicht weniger von sich überzeugten Kollegen Kanye West gemacht hat, ist die Arena nicht ganz ausverkauft. Aber die Stimmung ist ähnlich euphorisch.

 Er hat sein Publikum im Griff: Jay Z bei seinem Konzert in der Kölner Lanxess-Arena.

Er hat sein Publikum im Griff: Jay Z bei seinem Konzert in der Kölner Lanxess-Arena.

Foto: THOMAS BRILL

I'm a hassa" - ein loser, egoisti-scher, triebgesteuerter Typ, ein "asshole" eben, und "I'm the modern Picasso", rappt Jay Z und wippende Hände von 13 000 Besuchern in der Kölner Lanxess-Arena huldigen ihm dazu.

In "Picasso, Baby" gibt Jigga sich als omnipotente Lichtgestalt - bad guy und künstlerisches Genie in einem. Sein Selbstvertrauen scheint keine Grenzen zu kennen. Shawn Carter, so sein bürgerlicher Name, fühlt sich wie Muhammad Ali, Pablo Picasso und Michael Jackson in einem.

Als das Konzert pünktlich um neun Uhr beginnt, tobt der Saal. Im Unterschied zur "Watch the throne"-Tour, die er mit seinem nicht weniger von sich überzeugten Kollegen Kanye West ("Jeezus") gemacht hat, ist die Arena nicht ganz ausverkauft. Aber die Stimmung ist ähnlich euphorisch. Die Bühneninstallation ist abgespeckt. Keine riesigen Bildschirme, keine leuchtenden, emporfahrenden quadratischen Hebebühnen, auf denen sich zwei kühl und herausfordernd performende Giganten duellieren. Es genügen Stahlgerüste, die wie überdimensionale Rubik's-Zauberwürfel wirken und von zwei Videoleinwänden flankiert werden.

Eingeblendete Überwachungskameras, Computertexte und wachsame Augenpaare stellen politische Bezüge zu den aktuellen Enthüllungen über die NSA-Bespitzelung her. Ein großes weißes Kreuz auf seinem schwarzen T-Shirt sorgt für Verwirrung. Will Jay Z sich als Messias inszenieren oder ist es als Mahnung an das "brennende Kreuz" des Ku Klux Klan gedacht? Beides ist denkbar. 27 Stücke geben einen Querschnitt seines Werkes von den Anfängen 1996 ("Reasonable Doubt") bis heute ("Magna Carta, Holy Grail"). Der erste Teil gehört den neuen Stücken in gewohnter Old-School-Manier. Sie haben mehr Kraft als auf dem Album, aber es fehlt ihnen das Überraschende, Einprägsame. Als er kurz "No Church in the Wild" von der Kollaboration mit Kanye West anspielt, wird der musikalische Unterschied deutlich.

Solche bohrenden Beats hat das neue Album nicht zu bieten. Für eine kurzweilige Unterbrechung sorgt sein Freund und Erfolgsproduzent Timbaland. Der lässt sich quasi in den Produktionsprozess schauen, indem er Melodien aus der Beatbox live aufnimmt, um sich dann selbst zu loopen. Was dabei herauskommt, ist faszinierend. Als Jay Z wieder das Kommando übernimmt, sind es die alten Hits, die die Fans in Euphorie bringen. "Niggas in Paris" nutzt er gleich dreimal, um den Innenraum zu einem riesigen Kreis zu dirigieren, der begeistert auf sich zu tanzt. Die Fans gehen "steil ab" - "Whow, das gab's bei den bisherigen Shows noch nie!" - kommentiert Jigga wohlwollend.

Beim folgenden "Public Service Announcement" wird die Bühne rot erleuchtet und die Dynamik der Show erhöht, um in einem "Run This Town" auf Videoleinwänden untermalt zu explodieren. Bis zu diesem Zeitpunkt sind 65 Minuten vergangen. Ein wenig kurz. Aber Jay Z entschädigt mit einem begeisternden Zugabenteil, in dem er seine Fans feiert. "Forever Young", ein Cover der deutschen Band "Alphaville", beendet ein imposantes Konzert. Jay Z zum Anfassen - ganz ohne Übermensch-Attitüde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Glanzvoll von Wagner bis Strauss
Das Bundesjugendorchester in der Philharmonie Köln Glanzvoll von Wagner bis Strauss
Zum Thema
Horror, Fußball und Mörderinnen
„Internationales Frauenfilmfestival“ in Köln und Dortmund Horror, Fußball und Mörderinnen
Aus dem Ressort