Konzert auf dem Marktplatz 1300 Mitwirkende gaben die "Bühne frei für Beethoven"
BONN · Eine "heldenhafte Kostprobe" versprach Moderatorin Sophia Siegmund den Zuhörern auf dem Marktplatz. Zuviel versprochen hatte sie da nicht, das Istanbul University State Conservatory Symphony Orchestra gab mit Sätzen aus der "Eroica" von Ludwig van Beethoven Kostproben seines Könnens.
Unter Leitung von Ramiz Malik-Aslanov legte man sich mächtig ins Zeug und begeisterte sein Publikum. Eindrucksvoll ging es auch nach der Eröffnung des "Bühne frei für Beethoven"-Events weiter, bei dem wieder die ganze Innenstadt beschallt wurde. Auf der größten Bühne am Marktplatz gastierten die Orchester und größeren Ensembles, aber auch an den anderen sechs Spielstätten von Bad Godesberg bis zum "Klanggrund" am Hauptbahnhof gab es ein vielfältiges Programm, das einmal querbeet durch alle Epochen und Musiksparten führte.
Die scheidende Intendantin Ilona Schmiel war jedenfalls schon bei der Eröffnung voll des Lobes: "Es ist toll, was hier geboten wird", sagte sie angesichts des umfangreichen Programms und vergaß auch nicht, dem eingespielten Team zu danken, das das Beethovenfest Jahr für Jahr aus dem Boden stampft: "Ich habe ein wunderbares Team, das das alles organisiert."
Ein großer Kontrast zum Trubel auf dem Marktplatz bot sich in der Namen-Jesu-Kirche. Stille, Geräusche, die Konzentration auf das Wesentliche stand hier im Vordergrund. Bonner Schüler hatten hier die alten Beichtstühle zu Klanglandschaften umfunktioniert: Soundscapes statt Sündenbekenntnissen lautete die Devise (siehe Bericht unten) .
Wenige Meter weiter vor dem Beethovenhaus moderierte Hans Eisel mit guter Laune und informativen Beiträgen die Kammermusik-Bühne. Hier spielten zahlreiche Solisten und Ensembles Kammermusik von alt bis neu. Auch Solveig Palm vom Netzwerk Ludwig van B., die "Bühne frei für Beethoven" im Auftrag des Beethovenfestes organisiert hatte, sonnte sich hier zufrieden in der warmen September-Sonne. "Es ist alles prima angelaufen", so Palm.
Man habe diesmal zwar die Zahl der Bühnen reduziert, damit auch das Stadtfest nicht in den Hintergrund gerückt werde, doch könne eine neue Rekordzahl an Mitwirkenden vermelden. "Rund 1300 Mitwirkende sind an diesem Tag im Einsatz", so Palm. Sie hob ferner den besonderen Einsatz der privaten Musiklehrer und -schulen hervor, die laut ihren Angaben rund zwei Drittel des Programms bestritten.
Viele davon waren auch im Klanggrund ("Bonner Loch") vor dem Hauptbahnhof im Einsatz. Hier standen vor allem Jazz, Pop und Rock auf dem Programm. Die Mitarbeiter des "B-Teams" hatten auch hier alle Hände voll zu tun, alte und junge Zuhörer mit Informationen und Luftballons zu versorgen.
"Die Resonanz ist sehr gut" sagte Florian Kratz, "das hat schon Eventcharakter hier."Auch die Musiker, die hinter der Bühne warteten, waren begeistert bei der Sache. Und das obwohl sich ihr Programm wirklich sehen lassen konnte: "Das Schuljahr hat spät angefangen, und wir haben so viel zu tun, dass wir schon in den Ferien mit den Proben angefangen haben", sagte Martin Schlu von der Elisabeth-Seibert-Gesamtschule.
Gerne machten es die Schüler trotzdem: "Wir sind wie eine große Familie, es macht sehr viel Spaß" sagte Lara Heidenreich (15), die schon seit acht Jahren Querflöte spielt und ihr Orchester nicht missen möchte.
Zum Abschluss am Abend verfolgten dann Hunderte auf der Großleinwand vor dem Rathaus das "Fidelio"-Konzert, das um 20 Uhr in der Beethovenhalle begann.
Weitere Berichte zum Beethovenfest und zur Fidelio-Inszenierung im Feuilleton.