Lanxess-Arena in Köln 30 Seconds to Mars traten vor rund 14.000 Fans auf

KÖLN · Innerhalb von 30 Sekunden soll der Mars erreicht sein, dabei brauchen 30 Seconds to Mars bereits gut 45 Minuten, um lediglich die Distanz zwischen Backstagebereich und Bühne zu überwinden. Doch die Geduld der rund 14.000 Fans, die dem Deutschland-Auftakt der "Love Lust Faith And Dreams"-Welttour des Trios aus Los Angeles in der nahezu ausverkauften Kölner Lanxess Arena entgegenfiebern, scheint unbegrenzt.

 30 Seconds to Mars: Frontmann Jared Leto gibt in der Kölner Lanxess-Arena souverän den Rock'n'Roll-Messias.

30 Seconds to Mars: Frontmann Jared Leto gibt in der Kölner Lanxess-Arena souverän den Rock'n'Roll-Messias.

Foto: Brill

Um kurz nach halb zehn geht es mit "Birth", das zusätzlich vom wuchtigen Rhythmus von vier Taiko-Trommlern unterstützt wird, endlich los, und in tatsächlich weniger als 30 Sekunden hat Jared Leto seine Anhängerschaft in einen Bewusstseinszustand beseelter Euphorie versetzt.

Der Mars-Frontmann, auch Schauspieler, erweist sich, was die Arbeit an seinem Charisma anbetrifft, als fleißigster Zauberlehrling von Bono. "Wir machen das mit den Luftballons", hatten ihn wohl seine Show-Designer beraten, aber selbst diese bereits ziemlich verbrauchte Art der Kindergeburtstags-Belustigung hat ebenso funktioniert wie die regelmäßig wiederholte Aufforderung, mal ordentlich Krach zu machen, oder die Halle ausschließlich mit dem Licht der Handy-Displays zu erleuchten.

"Search And Destroy", das übrigens nur den Titel mit dem Stooges-Klassiker gemein hat, versteht es, die Botschaft der Band, zu der neben Jared, der aussieht, als würde er bei den nächsten Oberammergauer Festspielen den Jesus spielen, auch Bruder Shannon Leto (Schlagzeug) sowie Tomislav Milicevic (Gitarre, Keyboard) zählen, auf wenige Begrifflichkeiten zu reduzieren. Niemand scheint Notiz davon zu nehmen, dass die Bilder von Kriegsszenen und Politikerköpfen (Bush für böse, Mandela für gut), die den Song "This Is War" illustrieren, hinsichtlich ihrer plakativen Abgedroschenheit kaum zu überbieten sind.

Nach dem durchaus druckvoll präsentierten ersten Konzertteil, der mit dem Hit "City Of Angels" endet, startet Jared Leto solo einen akustischen Teil, in dem er sich unter anderem mit "Up in The Air", "The Kill" oder dem Rihanna-Cover "Stay" noch mehr als heilbringender Rock'n'Roll-Messias inszeniert. Er wandelt durch die Menge, sorgt sich um das Wohlergehen des entferntesten Publikums auf den höchsten Rängen und bittet Fans, darunter die 17-jährige Laura aus Rheine, auf die Bühne.

Es wird gejubelt was die Stimmbänder hergeben, und der harte Fankreis von Echelon hat gar bunte Blätter, deren Farben den Album-Titel "Love Lust Faith And Dreams" darstellen, in der Halle verteilt, die die Fans zu Beginn des Akustik-Set nun hochhalten. Jared Leto gibt sich überwältigt. Auf Euch könnten sogar die Nordkoreaner stolz sein, entfährt es ihm. Ein Lob mit durchaus bitterem Beigeschmack.

Info: Weitere Konzerte von 30 Seconds to Mars sind in München (6.11.), Frankfurt (7.11.) und Hamburg (8.11.), darüber hinaus wird die Deutschland-Tour 2014 fortgesetzt.

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