Kurtheater in Bad Neuenahr 3600 Besucher bei der Wiener Klassik

BAD NEUENAHR · Nicht mit einem typischen Programm wartete die Klassische Philharmonie Bonn zum Abschluss der Wiener-Klassik-Saison 2013/14 im Kurtheater auf. Das betraf die Werkauswahl wie die Aufführungspraxis. Gespannt waren die Zuhörer insbesondere auf Maurice Ravels Klavierkonzert in G-Dur.

 Heribert Beissel (Mitte) mit seinem Orchester auf der Bühne des Kurhauses.

Heribert Beissel (Mitte) mit seinem Orchester auf der Bühne des Kurhauses.

Foto: Martin Gausmann

Aber schon bald nach dem eröffnenden Peitschenschlag waren sie eingenommen vom virtuosen Spiel Hinrich Alpers, auch wenn speziell die expressive Intensität und jazzige sowie südeuropäische Einschläge auf das Wiener-Klassik-gewohnte Ohr fast experimentell wirkten.

Für eine Überraschung war auch der Auftakt des Konzerts gut: Statt des ob der großen Anzahl der Musiker sonst längeren "Aufmarsches" des Orchesters, besetzte zunächst nur ein Oktett das Podium und legte unverzüglich mit der Harmoniemusik aus Wolfgang Amadeus Mozarts "Le nozze di Figaro" los - auch ohne Heribert Beissel am Dirigentenpult. Umso wuchtiger schien die Orchesterstärke von 60 Musikern beim dritten Stück des Abends: Antonin Dvoraks achter Sinfonie, der "Englischen", und nach der Sinfonie "Aus der neuen Welt" sicherlich die beliebteste von Dvorak.

Das "Dilemma", wie Beissel es einst bezeichnete, den Erwartungen von "Neueinsteigern" bei der "Wiener Klassik" zu entsprechen und zugleich langjährigen Abonnenten Abwechslung zu bieten, hat er auch in dieser Saison wieder gelöst: Die konstante Zahl von insgesamt 3600 Besuchern bei den sechs Konzerten der Saison in Bad Neuenahr spricht dafür.

Wobei das erste und das letzte Konzert mit jeweils knapp unter 700 Besuchern die bestbesuchtesten waren, wie die Veranstaltungsleiterin der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (AGBN), Annika Gemein, sagt, die außerdem feststellt: "Abende mit Klaviersolisten ziehen mehr als etwa Flötenkonzerte. Und je größer der Bekanntheitsgrad der Komponisten, desto mehr Besucher kommen."

Schubert, Schumann und Beethoven, wie beim ersten Konzert der Saison, zogen ergo mehr Besucher an als Werke von Franz Danzi, Carl Maria von Weber oder Ottorino Respighi im weiteren Verlauf der Konzertreihe. Abonnenten wiederum schätzten auch solche "Rausreißer" und vertrauten auf die Qualität des Orchesters.

Obwohl manche Wiener-Klassik-Freunde abwägten, ob sie lieber ein Abonnement kauften oder eher Karten für die Einzelkonzerte, weil sie möglicherweise an zwei Terminen verhindert sein könnten, sei die Zahl der Abonnenten mit etwa 470 wieder leicht gestiegen gegenüber dem Vorjahr. Neben Klassikfans aus Bad Neuenahr-Ahrweiler gehören solche aus Rheinbach, Meckenheim oder Swisttal dazu. "Für die ist Bonn eigentlich genauso weit wie Bad Neuenahr, aber sie mögen das Ambiente des Kurtheaters mehr als das der Beethovenhalle", erklärt Gemein.

Ziel sei, die Abonnentenzahlen noch weiter zu steigern, auch um weniger abhängig vom Wetter zu sein: "In dieser Saison hatten wir Glück, aber in Wintern mit mehr Eis und Schnee kommen Nicht-Abonnenten, die sich oft erst in der Woche vorm Konzert entscheiden, oft nicht, weil sie sich nicht trauen, Auto zu fahren, oder Angst haben, bei Glätte auf dem Weg ins Kurtheater zu stürzen."

Eine Besonderheit in der nun zu Ende gegangenen Saison war unter anderem der Einsatz Christoph Sprengers als Dirigent des vorletzten Konzerts wegen anderweitiger Verpflichtungen Beissels, die schon zu Saisonbeginn bekannt waren.

Das Publikum habe die damit verbundenen Veränderungen gut aufgenommen. "Ohne andere Veranstaltungen herabsetzen zu wollen, ist die Wiener Klassik das mit Abstand hochwertigste Kulturangebot in Bad Neuenahr-Ahrweiler", sagt Gemein zur Bedeutung der Reihe.

Die neue Saison, die die 30. der Klassischen Philharmonie Bonn in Bad Neuenahr sein wird, eröffnet am Donnerstag, 16. Oktober mit Brahms Konzert für Violine, Violoncello und Orchester in a-Moll, Opus 102, und Ludwig van Beethovens dritter Symphonie "Eroica" und hält im November erstmals ein Freitags- statt des üblichen Donnerstagskonzerts bereit.

Info: Karten und telefonische Infos unter 02641/8010, www.ag-bad-neuenahr.de, www.klassische-philharmonie-bonn.de

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