Haus der Springmaus in Bonn A cappella mit dem London Quartet

BONN · So charmant und witzig ein Rendezvous mit den britischen Gentlemen des A-cappella-Gesangs auch ist - mit dem London Quartet im Haus der Springmaus gab es zu den Greatest Hits noch Wehmut dazu.

Countertenor Richard Bryan sucht nach 37 Jahren neue Herausforderungen und verlässt das von ihm gegründete Ensemble; seine Spitzentöne werden ab 2015 von der Sopranistin Sarah-Ann Cromwell gesungen. Zum Abschied trällert Bryan noch einmal die Oberstimme in einem Programm, das den Bogen vom 16. Jahrhundert bis zu den Beatles, Queen und Andrew Lloyd Webber spannt.

Das London Quartet mag manchem im Vergleich zu beatboxenden, rockig verstärkten A-cappella-Kollegen wie ein Anachronismus vorkommen, aber die in bester britischer Chortradition geschulten Stimmen brauchen weder tontechnische Spezialeffekte noch eine ausgefeilte Choreographie.

Counter Richard Bryan, der mit einer überirdisch schönen Stimme ausgestattete erste Tenor Steven Brooks, Tenor Mark Fleming und Bariton Michael Steffan punkten mit exquisiter Gesangskultur, englischem Humor und dem Mut, ihr Publikum auch mit Ernstem und Unbekanntem zu konfrontieren.

Dabei wissen sie, dass sie nicht zu weit gehen dürfen: So gibt es neben einer Vertonung von Höltys "Blumenlied", Poulencs "Priez pour paix" und dem Chanson "Les Trois Cloches" auch Hits wie "Chanson d'Amour", "Hit the Road Jack" und "Are You Lonesome Tonight?".

Unübertroffen sind komische Eigenkreationen wie die respektlose Teetrinker-Version von "God save the Queen" oder "Suzette" als selbstironische Auseinandersetzung mit der Fremdsprachen-Kompetenz im Vereinigten Königreich. Ganz zu schweigen von der genialen Imitation einer zerkratzten Schellack-Aufnahme des Kaempfert-Songs "Strangers in the Night".

Die Fans lachen Tränen - und werden kurz darauf wieder ganz still, wenn Mark Fleming das innige, für seinen Sohn geschriebene Wiegenlied "Hush Macushla" anstimmt: zum Weinen schön.

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