Beethovenfest in Bonn Academy of St. Martin in the Fields in der Beethovenhalle

BONN · Auch verfrühte Geburtstagsgeschenke haben ihren Reiz. Die Academy of St. Martin in the Fields und ihr Dirigent Sir Neville Marriner brachten zum Gastspiel beim Beethovenfest Benjamin Brittens Serenade für Tenor, Horn und Orchester mit - der 100. Geburtstag des Komponisten steht am 22. November an.

 Sir Neville Marriner dirigiert die von ihm gegründete Academy beim Beethovenfest.

Sir Neville Marriner dirigiert die von ihm gegründete Academy beim Beethovenfest.

Foto: Frommann

In den Liedern dieser Serenade, 1943 inmitten des Krieges geschrieben, geht es um Nacht und Tod und Seelenqualen; gleichwohl entfaltet Brittens Musik hier einen ganz eigenen sinnlichen Zauber. Sie wirft gleichsam gleißendes Mondlicht auf die bedrückende Szenerie, entdeckt das Schöne im Schaurigen.

Die Bonner Wiedergabe machte das große Verführungspotenzial dieser Komposition auf eindringliche Weise deutlich. Die Streicher der Academy gingen außerordentlich sensibel mit der Partitur um; mit dem britischen Tenor Toby Spence hatte man einen Sänger verpflichtet, dem von der baritonalen Tiefe bis zum betörenden Falsett vokale Schattierungsmöglichkeiten nahezu unbegrenzt zur Verfügung stehen; der tschechische Hornist Premysl Vojta, vor zwei Jahren in Bonn mit dem Beethoven-Ring ausgezeichnet, unterstrich seine virtuosen Fähigkeiten und seinen großen Klangsinn gleich im Umgang mit zwei Instrumenten, dem Naturhorn und dem Ventilhorn.

Und über allem waltete Sir Neville Marriner, der Gründer der Academy, mit der ihm eigenen Gelassenheit und Übersicht. Marriner, immer wieder gern gesehener Gast beim Beethovenfest, ist mittlerweile 89 Jahre alt, wirkt jugendfrisch wie eh und je und vermittelt dem Orchester auf ganz und gar unprätentiöse Weise seine musikalischen Vorstellungen.

Die zielen auf Klarheit, Durchsichtigkeit und einen höchst lebendigen, sehr hellen Klang. Das ließ sich schon bei Robert Schumanns Ouvertüre, Scherzo und Finale zum Konzertauftakt gut hören; die Schumannschen Charakterstücke waren ganz dicht bei Mendelssohn angesiedelt, hatten Schwung und Charme.

Beethovens 8. Sinfonie gab es zum Finale. Man darf bei Sir Neville keine Überpointierungen erwarten, keine Exaltiertheiten in Sachen Tempo und Dynamik. Auch wenn er den Bläsern ein paar Schroffheiten erlaubt, wird bei ihm grundsätzlich elegant und unaufgeregt musiziert. Das hat in seiner Geradlinigkeit und Natürlichkeit heute schon wieder etwas Revolutionäres. Das Publikum feierte den Dirigenten und sein prächtiges Ensemble ausgiebig.

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