Antje Rávik Strubel liest im Haus der Bildung in Bonn Adina, die Fee und die Fieslinge

Bonn · Eingeladen war Antje Rávik Strubel schon, bevor sie den Deutschen Buchpreis erhielt. Im Haus der Bildung las sie jetzt aus ihrem aktuellen Roman „Blaue Frau“. Darin hat die Hauptfigur Adina einiges durchzustehen.

 Antje Ravik Strubel gewann 2021 den Deutschen Buchpreis.

Antje Ravik Strubel gewann 2021 den Deutschen Buchpreis.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Das Bonner Literaturhaus hatte sie schon eingeladen, bevor sie im Oktober 2021 auf der Frankfurter Buchmesse den Deutschen Buchpreis erhielt: Antje Rávik Strubel. Im Bonner Haus der Bildung sprach die Autorin und Übersetzerin mit Miriam Zeh über ihren aktuellen Roman „Blaue Frau“. Darin lässt Strubel in  Adina eine Figur zurückkehren, die sie bereits in ihrem 2016 erschienenen Roman „Unter Schnee“ eingeführt hatte, seinerzeit als Teenager.

„Adina ist eine Figur, die mir sehr ans Herz gewachsen ist, seit ich sie erfunden habe“, sagte Rávik Strubel. „Ich habe mich schon damals gefragt, was mit ihr sein wird, wenn sie 20 ist.“ Zur Geschichte: Adina wuchs als letzter Teenager ihres Dorfes im tschechischen Riesengebirge auf und sehnte sich bereits als Kind in die Ferne. Nun ist sie 20 und lernt bei einem Sprachkursus in Berlin die Fotografin Rickie kennen, die ihr ein Praktikum in einem gerade entstehenden Kulturhaus in der Uckermark vermittelt.

Eindeutig entworfene Männerfiguren

Strubel positioniert die Entwürfe der männlichen Romanfiguren eindeutig. Bis auf einen einzigen Mann handelt es sich um Fieslinge. Dabei regiert keineswegs der Feinschliff: Der Leiter der besagten Kultureinrichtung ist ein geldgieriger Mann mit dem ominösen Familiennamen „Ravzan“, dem man in gesprochener Form selbstverständlich ein Doppel-F und ein H einsetzt. Und dem westdeutschen Kulturpolitiker, der Adina vergewaltigt, hat die Autorin tatsächlich den Namen „Johann Manfred Bengel“ verpasst. Komprimierter lässt sich das Abziehbild des in Selbstgefälligkeit watenden alten, weißen Mannes ohne Moral und Skrupel nicht mehr in Namensform darstellen.

Adina strandet schließlich traumatisiert in einer Plattenbauwohnung in Helsinki, in einer ebensolchen schrieb Strubel übrigens auch ihren  Roman. Ihr Kunstgriff einer rettenden Fee (die titelgebende „Blaue Frau“), mit der Adina intensive Zwiesprache hält, gilt es ebenfalls zu schlucken, sonst wird die weitere Lektüre zur Qual. „Mir hat sie sich auch nicht ganz erschlossen“, gesteht Strubel zu der mystischen Figur. „Sie hat sich immer wieder zurückgezogen.“

Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. S. Fischer, 432 Seiten, 24 Euro

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