Afrika, Afrika auf der Bonner Opernbühne

Georges Momboye und seine Compagnie bieten ein furioses Gastspiel in der Reihe "Highlights des Internationalen Tanzes". Fröhliche Folklore mit überschäumendem Temperament bestimmte den Hauptteil des Abends.

 Szene aus der Choreografie "Boyakodah".

Szene aus der Choreografie "Boyakodah".

Foto: Promo

Bonn. Für seine spektakulären Choreografien in André Hellers "Afrika, Afrika"-Show erlangte Georges Momboye Weltruhm. Die Show hatte ihn zurück zu seinen Wurzeln geführt. Der aus einem Dorf an der Elfenbeinküste stammende Tänzer und Choreograf studierte in seinem Heimatland und im Senegal klassischen, modernen und afrikanischen Tanz. 1992 gründete er in Paris seine eigene Compagnie, die rasch international bekannt wurde, bevor sich durch "Afrika, Afrika" ein Stilwandel vollzog.

Das 2005 uraufgeführte 70minütige Stück "Boyakodah" ("Glückseligkeit"), das jetzt als Ersatz für einen ursprünglich angekündigte koreanischen Abend in der Reihe "Highlights des Internationalen Tanzes" an der Bonner Oper gastierte, schildert lustvoll das Leben in einem afrikanischen Dorf. Die vier Live-Musiker fachen mit rasanten Rhythmen das Bühnengeschehen an. Die Schlagtechnik der Hände des Djembé-Trommlers ist atemberaubend.

Als Tanz der Erde und der Füße charakterisiert Momboye den traditionellen Bewegungsstil der Elfenbeinküste. Seine fünf Tänzerinnen und sechs Tänzer machen das zum sinnlichen Ereignis. Ihre nackten Füße wirbeln über den Boden, ihre Körper schütteln sich wie in Trance zu den immer schneller werdenden harten Klängen der Perkussionsinstrumente.

Sie stampfen mit Holzstöcken, toben muskulös geschmeidig durch die Szenen und spielen am Ende fröhlich mit den hellblauen Tüchern, die sie aus dem Kostüm der als große Mutter auftretenden kraftvollen Sängerin und Tänzerin Aissata Kouyaté gezupft haben. Mörser und Stößel symbolisieren Sexualität, lebensspendende Speise und natürliche Kreativität.

Fröhliche Folklore mit überschäumendem Temperament bestimmte den Hauptteil des Abends, vor den die Compagnie in Bonn - in dieser Kombination zum ersten Mal überhaupt - eine andere Facette ihres Schaffens gestellt hatte, zu dem etwa Ballett-Klassiker wie "Le Sacre du Printemps" gehören. Aus dem 2009 uraufgeführten Stück "Between Sky and Earth" zeigten sie ihre von vier Männern virtuos getanzte Version von Bela Bartóks fünfteiligem 4. Streichquartett.

Am Anfang und am Ende stehen sie auf dem Kopf in Momboyes abstrakter Choreografie, die exakt der Symmetrie von Bartóks Musik folgt. Ein tänzerisch erhellender afrikanischer Blick auf europäische Musik, die Momboye als Tanz der Lüfte definiert. Das beglückte Publikum erklatschte sich eine Zugabe aus "Boyakodah".

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