John Bock in Bonn Aktionskünstler und Regisseur filmt in der Bundeskunsthalle

BONN · Nein! Du sackst jetzt extrem ab. Du bist Professor!" John Bock, der Aktionskünstler und Regisseur, wirkt im so genannten Sockenraum etwas ungehalten, er wünscht sich mehr Deutlichkeit bei den Darstellern: "Ihr müsst over-acten, ein bisschen wie ,Raumschiff Enterprise', Ihr seid Käpt'n Kirk und Mr. Spock."

 Film ab in der Bundeskunsthalle: Regisseur John Bock (rechts im Hintergrund) in Aktion.

Film ab in der Bundeskunsthalle: Regisseur John Bock (rechts im Hintergrund) in Aktion.

Foto: Kliemann

Etwas später: "Lass bei ,korrekt' mal den Hitler raus; ich möchte dein rollendes Rrrrr hören." Die Schauspieler im weißen Laborkittel, Damon Zolfaghari und Christian Katzorke, wiederholen die Szene erneut. Bock lobt, spielt Details vor, spricht noch einmal den Text: "Captain, Captain, ein Problem." Das müsse so klingen wie "Houston, wir haben ein Problem!" Ein klassischer Satz, der mit dem gebotenen Pathos vorgebracht werden muss.

Wir befinden uns mitten in den Dreharbeiten zum Film, den John Bock gerade in den Kulissen seiner Ausstellung in der Bundeskunsthalle abgeschlossen hat. Genauer: Spielort ist der Sockenraum, auch Sockenkuppel genannt, der aus einem Netz von Socken besteht. Es ist eine von zehn Stationen in Bocks Bonner Parcours aus fantasievollen, bizarren, überbordenden Bühnen, die durchaus Züge einer Geisterbahn haben.

Über eine Stunde konzentrierte Arbeit an Text und Darstellung für fünf Minuten Film. Höchstleistung für einen engagierten Regisseur Bock, der selbst über tolle Darstellerqualitäten verfügt, und für Schauspieler, die Dialoge wie diese sprechen müssen. Dr. Doc Bob: "Mein Molke Me Mind kollabiert innerlich im Inside-Selbst-Komplex." Professor Charlie: "Mein Brain Drain weitet sich kolossal, wenn Sie Ihre Werte nicht vollständig rübertransformieren - und alles ganz zügig-transzendent."

Die kurze Szene im Sockenraum wird auf dem Schneidetisch mit den übrigen Einstellungen verbunden. Eine Woche lang haben Bock und sein Profi-Team in der Ausstellung gefilmt. Weitere Spielorte in der Schau waren die bürgerlich eingerichtete "Stube" mit Leiche, ein Auto, in dem eine Verfolgungsjagd inklusive Schusswunde simuliert wurden, ein Maschinenraum, ein Büro und der Folterkeller. Nonsense-Dialoge und witzige Anspielungen verbinden sich mit einer großen begehbaren Skulptur und einer Aura, die nur so vor Zitaten aus Filmklassikern und Horror-Trash strotzt.

Bock ist nicht nur ein unerschrockener Performer, sondern auch ein passionierter Cineast, das merkt man den Filmen an, die im Rahmen seiner Ausstellung "Im Modder der Summenmutation" zu sehen sind. Seine absolut lohnende Filmretrospektive, zu der auch ein analoges 3D-Kino gehört, wird nun durch ein neues Bock-Werk gekrönt. Ende Oktober soll der in Bonn gedrehte Film gezeigt werden.

John Bock in Bonn: Aktionen und Termine

  • Dienstag, 15. Oktober, 18 Uhr: RE-Vortrag "Der magische Krug", Live-Vertonung des analogen 3D-Films. Klavier: Richard Siedhoff.
  • Mittwoch, 16. Oktober, 18 Uhr: Kuratorenführung durch die Ausstellung mit Rein Wolfs
  • Mittwoch, 16. Oktober, 16 Uhr: RE-Vortrag in der Ausstellung, "Mini-XL-Tonfolge" mit John Bock und : Richard Siedhoff
  • Ausstellung: Bundeskunsthalle, Friedrich-Ebert-Allee 4; bis 12. Januar. Di, Mi 10-21, Do-So 10-19 Uhr.
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