Hits aus den 70er und 80er Jahren Alan Parsons Live Project begeistert im Kölner Musical Dome

Köln · So fangen Helden-Epen an. Mit Fanfaren, dramatischem Trommelwirbel und Scheinwerferfingern, wie aus Nebel und weißem Licht gewirkt, die geisterhaft in die Dunkelheit greifen.

 In Bewegung: Alan Parsons (rechts) mit Kip Winger (links) und Alastair Lowell Greene.

In Bewegung: Alan Parsons (rechts) mit Kip Winger (links) und Alastair Lowell Greene.

Foto: Thomas Brill

Wenn Alan Parsons - ein Hüne mit schulterlangen Haaren, hypnotisch grünen Augen und der Aura eines Fürsten - die Bühne des Musical Domes betritt, dann löst das Ergriffenheit aus. Für die Fans ist es ein Gefühl, als seien sie nach langer, langer Zeit nach Hause zurück gekommen. Weil sie die Gelegenheit haben, einen live zu erleben, mit dessen Platten sie groß wurden, und die damals Kultcharakter besaßen.

Zusammen mit Eric Woolfson, der Dezember 2009 verstarb, hat Alan Parsons Rockgeschichte geschrieben. "The Alan Parsons Project" währte zehn Alben lang, von 1975 bis 1987. Platten wie "Tales of Mystery and Imagination" (1976), "I Robot" (1977) oder "The Turn of a Friendly card" (1980) stehen heute noch in vielen Regalen, in Wohnzimmern von Menschen, die heute um die 50 Jahre und älter sind.

Zwei Stunden währt die herrliche Zeitreise zu der der 64-jährige Brite zusammen mit Kip Winger (Gesang), Guy Reez (Bass), Alistair Lowell Greene (Gesang, Gitarre), Daniel Warren Thompson (Schlagzeug), Todd Kershaw Cooper (Gesang, Saxofon) und James Thomas Brooks (Keyboards) einlädt.

Bei Stücken wie "Dont'Answer Me", "The Raven" oder "What Goes Up" entfaltet die Combo eine fast schon orchestrale, atmosphärisch atemberaubende Fülle und begeistert durch feinen, abgestuften und virtuos eingesetzten Chorgesang. Die grandiose Lightshow und "Mastermind" Parsons, der sich zumeist, ganz "grand seigneur", im Hintergrund hält, machen den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Das Alan Parsons Live Project begeistert - auch und sogar am falschen Ort. Im bestuhlten Zelt, das sonst der Kölner Oper als Spielstätte dient, hat man das Gefühl, statt auf eine Bühne in ein Rock-Panoptikum zu blicken. Ferne, wo eigentlich Nähe angesagt wäre, alles sehr clean und sortiert an Stellen, an denen man viel lieber tanzen und toben würde. Dagegen anzukommen, ist schwer.

Als Hauptsänger an diesem Abend fungiert Kip Winger. Stimmlich ist der Mann mit der rot getönten Brille voll auf der Höhe, er hat ein immenses Stimmvolumen - was er besonders bei "Time" und dem in zwei Teilen vorgetragenen Titelstück "The Turn of a Friendly card" unter Beweis stellen kann - allenfalls in "Old And Wise" lässt er das Gefühl vermissen, das zu diesem Song gehört. P. J. Olsson auf der am 26. Juli erschienen Live-Doppel-CD "LiveSpan" kann das besser. Im Wechsel mit ihm singt Todd Kershaw Cooper, dessen grandioses Saxofonspiel bei der Reprise von "Old And Wise" dann wieder alles rausreißt.

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