Ein Sieger aus Genua Alberto Ferro gewinnt 7. Bonner Beethoven Competition

Bonn · FAlberto Ferro hat souverän das Finale der 7. Bonner Beethoven Competition im Telekom-Forum gewonnen. Der 21-Jährige bekommt damit den mit 30 000 Euro dotierten ersten Preis.

Strahlende Finalisten: Alberto Ferro (Mitte) holte den ersten Preis vor Tomoki Kitamura (rechts) und Ho Jeong Lee. FOTO: DAN HANNEN

Strahlende Finalisten: Alberto Ferro (Mitte) holte den ersten Preis vor Tomoki Kitamura (rechts) und Ho Jeong Lee. FOTO: DAN HANNEN

Foto: Hannen

Wieder ein Italiener! Nachdem vor zwei Jahren Filippo Gorini die International Telekom Beethoven Competition Bonn souverän gewonnen hatte, startete jetzt der aus Genua stammende Alberto Ferro früh im neuntägigen Wettbewerb durch. Er war von Beginn nicht nur Publikumsliebling Nummer eins, sondern zählte auch zu den Favoriten der Juroren, die den erst 21-Jährigen schließlich bis ganz oben aufs Siegertreppchen durchwinkten, wo der mit 30 000 Euro dotierte erste Preis wartete.

„Wir waren uns immer einig – bis zum Schluss“, versicherte Jurypräsident Pavel Gililov bei der Preisverleihung. Ebenso das Publikum, das ihn sowohl online mit dem neuen Stream-On-Preis der Telekom bedachte als auch per Stimmzettel in der Telekom-Zentrale zum Träger des Beethoven-Haus-Preises (inklusive einer von Gudula Neidert-Buech gestifteten Replik der Beethoven-Büste Naoum Aronsons) und schließlich in der Saalabstimmung beim Finale im ausverkauften Telekom-Forum am Landgrabenweg mit 49 Prozent der abgegebenen Stimmen mit klarem Votum zum diesjährigen Publikumspreisträger erkor.

Einzige Überraschung: Den Kammermusikpreis erhielt keiner der drei Finalisten, sondern der Halbfinalist Ashok Gupta aus England. Doch die Kluft zwischen dem Sieger und dem Zweitplatzierten der Jurywertung Tomoki Kitamura (26) aus Japan (20 000 Euro) sowie der aus Südkorea stammenden dritten Preisträgerin, Ho Jeong Lee (31) (10 000 Euro), war nicht so groß, wie es den Anschein machte. Alle drei spielten am Samstagabend auf sehr hohem Niveau.

Tomoki Kitamura machte den Anfang

Dabei hatte es Kitamura aus zwei Gründen etwas schwerer als seine beiden Konkurrenten: Er musste erstens den Anfang machen, und spielte zweitens mit dem noch in Bonn entstandenen Klavierkonzert Nr. 2 in B-Dur – bei dem es sich Chronologie der Entstehung eigentlich um das erste handelt – ein Werk, das sich im Musikleben nicht ganz so großer Beliebtheit erfreut wie die anderen vier Klavierkonzerte Beethovens.

Kitamura stellte sich der Aufgabe jedoch auf großartige Weise, überzeugte mit feinen Anschlagsnuancen, die durchaus auch Ergebnis seiner intensiven Beschäftigung mit historischen Instrumenten sein dürften. Wie auch sein französischer Kollege David Fray es zu tun pflegt, nahm Kitamura nicht auf einem Klavierschemel Platz, sondern auf einem Orchesterstuhl. Vielleicht auch eine Geste, die unterstreichen soll, dass er sich weniger als Solist denn als Musiker unter Musikern fühlt.

Ho Jeong Lee gibt sich selbstbewusst

Das aufgrund der nicht idealen Saalakustik elektronisch leicht verstärkte Beethoven Orchester unter der Leitung von Dirk Kaftan begleitete sehr präsent und sensibel, wobei es nur ein wenig irritierte, dass die im Bühnenhintergrund auf einer Leinwand zu sehenden Livebilder nicht synchron zum echten Geschehen abliefen.

Ein ganz anderes Temperament als Kitamura ist Ho Jeong Lee, eine der nur drei Frauen in der 24-köpfigen Teilnehmerrunde, die sich sehr selbstbewusst und virtuos mit dem Klavierkonzert Nr. 3 in c-Moll auseinandersetzte. Ihr Spiel lebt von der Virtuosität und von gutem Timing. Ihr Anschlag ist kraftvoll, kann aber auch im richtigen Moment schöne gesangliche Linien formen, wie sie im Largo eindrucksvoll zeigte.

Durch und durch lyrisch ist das vierte Klavierkonzert in G-Dur, mit dem Ferro sich sozusagen auf Samtpfoten auf den ersten Platz spielte. Die eröffnenden Akkorde erklangen in wunderschönem Pianissimo, waren einfühlsam ausphrasiert. In der Kadenz des ersten Satzes erlebte man einen virtuos-brillanten Ausbruch, der aber bald wieder in ruhigeres Fahrwasser führte. Das Adagio wurde schon von den Zeitgenossen als mythische Szene empfunden, in der Orpheus mit seinem Gesang die Furien besänftigt. Diesen Zauber verlieh Ferro seinem Spiel im Dialog mit dem Orchester in der Tat. Nach dem lebhaft und musikalisch sehr ausdrucksvoll gespielten Finale erhielt er jubelnden Beifall.

Zu Beginn der von Daniel Finkernagel mit einigem Witz moderierten Veranstaltung hatte Telekom-Chef Timotheus Höttges ein Versprechen abgegeben: Es wird auch 2019 wieder eine Competition geben. Höttges: „Zusätzlich wollen wir aber auch den 250. Geburtstag Beethovens im Jahre 2020 gebührend feiern. Wir werden zu einem außerordentlichen Konzert alle ehemaligen Preisträger aus den vorangegangenen Turnieren zu einem Gipfeltreffen der Besten nach Bonn einladen.“ Und Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan strahlte in seiner Begrüßung Zuversicht aus, dass 2019 Beethovenfest und die Competition wieder in der Beethovenhalle stattfinden würden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort