Vor der Premiere: Clemens von Franckensteins Opernhit Alle liebten „Li-Tai-Pe“

Bonn · Warum diese Oper in Vergessenheit geraten konnte, erscheint dem Bonner Kreativteam, das Clemens von Franckensteins „Li-Tai-Pe“ nach Jahrzehnten wieder auf die Bühne bringt, ein Rätsel. Am Sonntag kann sich das Bonner Publikum selbst ein Meinung bilden.

 Mirko Roschkowski – hier in einer Szene mit Anna Princeva – singt den Titelhelden in Franckensteins „Li-Tai-Pe“.

Mirko Roschkowski – hier in einer Szene mit Anna Princeva – singt den Titelhelden in Franckensteins „Li-Tai-Pe“.

Foto: Thilo Beu

In den deutschen Opernhäusern hatte sich „Li-Tai-Pe“ zu einem echten Quotenhit entwickelt. Seit der Uraufführung 1920 in Hamburg rissen sich kleine wie große Bühnen im ganzen Land darum, das Erfolgsstück des Münchner Komponisten (und legendären Opernintendanten) Clemens von Franckenstein auf die Bühne zu bringen. Etwa 40 unterschiedliche Inszenierungen konnte man im Lauf der Jahre besichtigen. Das Publikum genoss die melodiösen Qualitäten der Musik, die gekonnt Stilelemente von Richard Wagner und Richard Strauss aufnahm, dezent mit impressionistischen und exotischen Farben mischte und doch dabei sehr eigene Qualitäten gewann. Und folgte gern der äußerst unterhaltsamen Handlung um den Wein liebenden chinesischen Dichter Li-Tai-Pe, dessen historisches Vorbild  die glänzende Literaturepoche unter der Tang-Dynastie  (618–906) prägte. In Francken­steins Oper ruft dessen einzigartiges Talent einige Neider auf den Plan, die beim Kaiser gegen ihn intrigieren. Die Begeisterung für das Stück hörte in Deutschland erst auf, als im vorletzten Jahr des Zweiten Weltkriegs die Theater schließen mussten. Damit verschwanden Oper und ihr Komponist in der Vergessenheit.