Flunkerführung Als Hennef noch Hansestadt war

Hennef · Wenn "Zeuchwart" Uli und "Präsi" Oli ihren Schabernack treiben, bleibt gemeinhin kein Auge trocken. Seit 2012 erzählen die beiden Gründungsmitglieder der fiktiven KG "Ruut-Wieße Föttchesföhler" von 1913 bei einer speziellen Stadtführung durch Hennef die etwas andere Geschichte der Siegstadt.

 Blick auf den "Hennefer Canyon": Uli Birkmann (mit Gitarre) und Oliver Wirtz flunkern über Hennef.

Blick auf den "Hennefer Canyon": Uli Birkmann (mit Gitarre) und Oliver Wirtz flunkern über Hennef.

Foto: Ingo Eisner

Jüngst konnten etwa zwölf Finanzbeamten die sogenannte Flunkerführung von Uli Birkmann und Oli Wirtz genießen. Dabei hörten die Gäste so manches Anekdötchen über Hennef, das sie so mit Sicherheit noch nicht gehört hatten.

Natürlich ist das alles nicht ganz ernst gemeint, aber geht es nach Uli und Oli, so müssten elementare Teile der Hennefer Geschichte neu geschrieben werden. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass so ein prachtvolles Gebäude wie das 1912 erbaute historische Hennefer Rathaus ehemals das Vereinsheim der KG Ruut-Wieße Föttchesföhler war?

"Das wurde uns nach unserer rauschenden Einweihungsparty abgenommen, nach der es auch ein paar Unregelmäßigkeiten in unserer Vereinskasse gab", sagte Uli Birkmann. Nach den "Föttchesföhler" sei die Verwaltung eingezogen.

Der Name "Hennef" leitet sich laut Zeuchwart aus dem mittelhochdeutschen Begriff "Hennef" ab und bedeutet nichts anderes als - na was wohl: "Hennef". Vom ehemaligen Vereinsheim der Föttchesföhler, also dem historischen Rathaus, startete die Gruppe mit einem kleinen Liedchen auf den Lippen zu dem spaßigen Rundgang.

Ein Parkscheinautomat an der Frankfurter Straße wurde plötzlich zum Postkartenspender, und die kunstvoll bemalte Wand in Richtung Kronos-Areal, die das industrielle Leben Hennefs dokumentiert, wurde gleich mal ob ihrer Aussage der Geschichtsklitterung bezichtigt.

"Qualmende Schornsteine hat es in Hennef nie gegeben", sagte Oliver Wirtz. "Die Hennefer waren immer auf Transferleistungen aus Geistingen angewiesen." Das in den ehemaligen Kronos-Hallen gearbeitet worden ist, hält Wirtz für ein Gerücht. "Hier fließt erst Schweiß, seitdem ein Sportstudio seinen Betrieb in diesem Gebäude aufgenommen hat", erzählte er.

Als sich die Gruppe zur Sieg aufmachte, die hinter dem Kronos-Areal fließt, erzählten Uli und Oli eine weitere Legende. Mit Blick auf den "Hennefer Canyon" und hin zu der großen Treppe, die hinunter zum Strom führt und heute als Treffpunkt zahlreicher Jugendlicher dient, erzählte Birkmann, dass Hennef einst Hansestadt gewesen sei.

"Die Freitreppe war mal ein Ankerplatz für Schiffe", erklärte er. Auch heute würde auf der Treppe noch reger Handel betrieben - vom schwarzen Afghanen bis hin zu Mobiltelefonen könnte laut Uli und Oli nach Einbruch der Dämmerung hier alles erworben werden.

Die Betonwüste hinter dem Rathaus sei die grüne Lunge Hennefs, der Stadtsoldatenplatz hieße eigentlich "Alice-Schwarzer-Platz". Und dann ging es Schlag auf Schlag mit historischen Details.

Die Bahnunterführung sei ein konservierter römischer Latrinengang, im Kurpark stünden Fruchtbarkeitsbänke, auf denen rund 70 Prozent der Geistinger entstanden seien. Deshalb sei das auch der Venushügel. Den Abschluss fand die Führung in einer Geistinger "Hafenbar" namens "Comeback", in der Uli und Oli die Führung ausklingen ließen.

Beim Kölsch dachten die Gäste schließlich darüber nach, was denn jetzt alles geflunkert war. Eines ist mit Sicherheit nicht geflunkert: Diese Führung der besonderen Art dürfte vielen riesigen Spaß machen.

Die nächste Flunkerführung gibt es am Freitag, 3. August, ab 19 Uhr. Anmeldungen per E-Mail an erstunken@flunkerfuehrung.de oder unter der Rufnummer 02242/7365.

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