Altistin besticht mit nuanciertem Gesang

Wachtberger Sommerkonzerte gehen mit einer Kantatenaufführung in der Niederbachemer Kirche St. Gereon zu Ende - Der nächste Zyklus wird bereits vorbereitet

Wachtberg. Zwei Kantaten von Georg Philipp Telemann standen im Zentrum des letzten der "Wachtberger Sommerkonzerte". Schauplatz des Finales der Konzertreihe war die Kirche St. Gereon in Niederbachem. Die Kantate "Kein Vogel kann im weiten Fliegen . . ." für Altstimme, Traversflöte und Basso continuo stammt aus der Kantatensammlung "Harmonischer Gottesdienst", Teil 1, die Telemann 1725 schuf.

Jeder Mensch solle die ihm von Gott gegebenen Fähigkeiten entwickeln, statt sich in sinnlosen Konkurrenzkämpfen zu verschleißen. So lautet vereinfacht die Botschaft des Textdichters Matthias Wilkens, die er dem Zuhörer in zwei Arien und einem dazwischen geschobenen Rezitativ mitteilt.

Der Dichter benutzt typisch barocke Sprachbilder wie das vom Vogel, der den Adler nicht bezwingen kann, ihm aber im Gesang überlegen ist. Und natürlich lässt sich der Komponist die Gelegenheit nicht entgehen, das Bild vom Vogel, der sich in die Lüfte schwingt, musikalisch in eine aufsteigende Figur zu kleiden.

Die Altistin Christine Wehler bestach mit sehr klarem und nuancierten Gesang. Ihre Stimme hat eine feine Brillianz, die manchmal an einen männlichen Kontraalt denken lässt. Die zweite Telemann-Kantate entstammt dem zweiten Teil des "Harmonischen Gottesdienstes" aus dem Jahre 1735. "Herr, streu in mich des Wortes Samen" lautet der Titel des Stückes, das für Alt, Traversflöte, Oboe und Basso continuo geschrieben wurde.

Den Text, ein Lobpreis des Wort Gottes, verfasste Tobias Heinrich Schubart. Die Barockoboe spielte Katja Beisch. Auch in dieser Kantate ließ die Textverständlichkeit bei der Solistin nichts zu wünschen übrig, dynamische Schattierungen gelangen sehr nuanciert.

Umrahmt wurden die beiden Kantaten von barocker Instrumentalmusik. Katja Beisch, Blockflöte, und Wolfgang Mader, Traversflöte, spielten elegant und flüssig eine Triosonate von Quantz, in der Blockflöten-Sonate von Telemann konnte sich Katja Beisch mit blitzender Virtuosität in Szene setzen, und die Triosonate von Boismortier für Traversflöte gestaltete Wolfgang Mader agil und feinsinnig. Die aufmerksame Continuogruppe wurde von Hans-Peter Glimpf an der Orgel und Gudrun Kröniger, Barockfagott, gebildet.

Seit sechs Jahren existiert die Reihe der "Wachtberger Sommerkonzerte". Initiatoren waren damals Hans-Peter Glimpf, Kantor an der Heilandkirche, und der Organist Rainer Nikorowitsch. Musik im Ambiente barocker Kirchenräume zu bieten, ist das Ziel der Konzerte, die sich durch Spenden finanzieren. Mit der diesjährigen Besucherresonanz zeigte sich Glimpf zufrieden, der nächste Konzertzyklus wird bereits vorbereitet.

Die "Sommerkonzerte" finden sowohl in katholischen als auch in evangelischen Kirchenräumen statt, verstehen sich daher auch als musikalische Ökumene. Hans-Peter Glimpf hofft, dass angesichts von Neustrukturierungen die katholischen Kirchen auch in Zukunft ihre Pforten für die Konzertreihe öffnen.

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