Gloria in Köln Am Ende legte Conor Oberst alle Zurückhaltung ab

KÖLN · Es ist eher die Ausnahme, dass eine Vorband alle Konzertbesucher mitreißen kann. Bei den Dawes ist es anders. Nicht dass die Band bereits einen großen Namen hätte, aber ihr luftig-leichter Folk-Rock, der an Crosby, Stills & Nash ohne ihren typisch glatten und gefälligen Harmoniegesang erinnert, zieht die 800 Besucher, die eigentlich für Conor Oberst gekommen sind, von Beginn an ins Gloria.

 Er kann auch Rock: Conor Oberst in Köln.

Er kann auch Rock: Conor Oberst in Köln.

Foto: Thomas Brill

Auch der Mann aus Omaha/Nebraska scheint von der besonderen Aura der Gruppe beeinflusst, die ihn bei seiner fünfmonatigen Solo-Tour zur Promotion des neuen Albums "Upside Down Mountain" begleitet. Conor bedauert, dass er nur noch für fünf Shows mit den Dawes zusammen sein wird.

Mit ihrer Energie im Rücken interpretiert er sein facettenreiches Werk, in das er an diesem Abend einen breiten Einblick gewährt, mit ungewohnter Kraft und Intensität. Wer in ihm vor allem einen empfindsamen und etwas sonderbaren Außenseiter gesehen hat, ist überrascht, wie laut und rockig er sein kann.

Conor Oberst galt als Wunderkind, das bereits mit 15 Jahren mit seinem Bruder ein eigenes Label gründete. Als er 2005 mit dem Alternative-Country-Album "I'm Wide Awake, It's Morning" Platz zehn der amerikanischen Album-Charts erreichen konnte, war er heißer Anwärter auf eine große Karriere.

Daraus wurde nichts, weil ihm die damit verbundene Anforderung, große Hallen zu füllen, unbehaglich war. Einen Ort sollte man vermeiden, wenn man ihn sehen will - Festivals: "Festivals haben hat nichts mit Musik zu tun. Du schaust nach unten und spielst dein Zeug herunter", erzählt er im letzten Drittel des Konzerts, als er längst alle Zurückhaltung abgelegt hat und auf ein Ende mit betörend schönen Momenten zusteuert.

Für seine Verhältnisse ungewohnt, unterstützt eine wohldosierte Light-Show jene Momente, in denen er die Seele seiner Fans aufzukratzen weiß. Dazu bedarf es manchmal, wie bei "First Day Of My Life", nur einer Akustikgitarre, die sich am Ende innig mit der Stromgitarre von Taylor Goldsmith vereint.

Nach fast zwei Stunden endet das Konzert mit einem krachenden "Another Travelin? Song". Conor steht in Rockpose vor dem Drummer. Rock und das Sensibelchen Conor - wer hätte das gedacht? Passt !

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