Haus der Springmaus Analog mit Anspruch: Auftritt von Mathias Tretter

ENDENICH · In Zeiten wie diesen kommt das einem Affront gleich: So so, "Mathias Tretter möchte nicht dein Freund sein". Das ist aber höchst bedauerlich, denn mit seinem gleichnamigen Solo im Haus der Springmaus dürfte er eine Menge neuer Freunde hinzugewonnen haben, die für ihr Wohlwollen sogar Eintritt bezahlen.

 Mag lieber richtige Freunde: Mathias Tretter.

Mag lieber richtige Freunde: Mathias Tretter.

Foto: Inka Meyer

Denn was der 41-Jährige dort abgeliefert hat, ist reif für die Champions League des politischen Kabaretts. Pointiert, selbstironisch, mit Lust und Laune inkorrekt, wenn's in der deutschen Geschichte gut 70 Jahre zurückgeht. Dazu erstaunlich duldsam und leidensfähig mit Blick auf vier weitere Jahre mit Angela Merkel.

Den Liberalen allerdings trauert er offen nach: "Ich gehörte doch zu deren Stammklientel: selbstständig, überbezahlt und übernachte ständig in Hotels". Wohingegen die 150 Jahre alte SPD 2013 zugleich mit Schwarz und Grün angebandelt hat. "Von wegen alte Tante? Alte Schlampe." Kommt noch mehr von der Art? Aber ja, und nicht alles ist an dieser Stelle zitierfähig. Aber herrlich böse und ausgesprochen unterhaltsam.

Und natürlich war das mit den Freunden gar nicht so gemein(t), wie es anfangs den Anschein hatte. Aber Herr Tretter mag's eben analog und anspruchsvoll. Ist das wirklich zu viel verlangt? Wenn einer dem Publikum einen so grandiosen Abgang beschert wie mit seiner Version von Luther Kings Martin Traum und dem veritablen Flashmob rund um den Reichstag. So oder so ist Freundschaft. Und Tretter hat seine Wahl getroffen. Wir auch.

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