Beethovenhalle in Bonn András Schiff beendete seinen Klaviersonatenzyklus

BONN · Nachdem András Schiff am Ende seines Konzertzyklus mit allen 32 Klaviersonaten Beethovens noch über den Tasten seines Bechstein-Flügels verharrte, um dem eigentlich schon längst verklungenen letzten C-Dur-Akkord immer noch weiter nachzulauschen, folgte der Applaus in zwei Wellen.

 András Schiff spielte bei den Beethovenfesten 2012 und 2013 alle 32 Klaviersonaten Ludwig van Beethovens.

András Schiff spielte bei den Beethovenfesten 2012 und 2013 alle 32 Klaviersonaten Ludwig van Beethovens.

Foto: Frommann

Einige Zuhörer des sehr gut besuchten Beethovenfest-Abends am Dienstag in der Beethovenhalle preschten spontan voran, hielten dann aber auf Druck der stillen Mehrheit inne, bis Schiff selbst durch die Lösung der Körperspannung das Zeichen gab, dass nun der richtige Augenblick sei und der Applaus sich Bahn brechen durfte.

Gerade den letzten drei Klaviersonaten Beethovens, die Schiff an diesem Abend spielte, haftet etwas schon Jenseitiges an, was ihre Aufführung oft zu einer Art rituellen Handlung werden lässt; sie sind Kultobjekt, ähnlich wie Wagners Bühnenweihfestspiel "Parsifal".

Wenn man, wie Schiff es tat, die drei Sonaten ohne Pause spielt, wird dieser Eindruck noch intensiviert: eine Stunde und fünf Minuten innigster Andacht. Schon das poetisch formulierte Thema der eröffnenden Sonate in E-Dur op. 109 zeigte Schiffs Weg, der dem eines Pilgers glich, der immer wieder zum Gebet innehält.

Aber in Beethovens Musik steckt noch viel mehr, und die andere, dionysische Welt lebte in Schiffs Spiel ebenso. Im rhythmisch pointierten Scherzo der Sonate in As-Dur op. 110 etwa oder, noch viel stärker, im ersten Satz der Sonate in c-Moll op. 111, dessen Durchführung zu einem kontrapunktischen Drama wurde. Wie Schiff im zweiten Satz die Steigerung von der gesanglichen Arietta zur dritten Variation anlegte, die als rhythmische Explosion über den Hörer hereinbrach, hatte ebenso Größe, wie die Gestaltung der letzten beiden Variationen und der Coda, in der das Arietta-Thema sich in puren Klang auflöst.

Bachs Präludium und Fuge in C-Dur und der Walzer von Anton Diabelli, über den Beethoven 33 Variationen schrieb, waren die Zugaben: Die erste war ein Gruß in die vor Beethovens Sonaten liegende Vergangenheit, die zweite wies auf die Zeit nach den Sonaten: auf das Werk, das er der Welt noch schenken würde.

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