Kölner Philharmonie András Schiff und seine Cappella Andrea Barca begeisterten

Köln · "Was heißt lang?", entgegnet András Schiff seinem Interviewer im Programmheft zu den Mozartnächten, die der dirigierende Pianist an zwei Abenden mit seiner Cappella Andrea Barca in der Kölner Philharmonie gab.

 Pianist und Dirigent András Schiff.

Pianist und Dirigent András Schiff.

Foto: Brigitta Kowsky

"Man sollte Musik doch nicht mit der Stoppuhr hören." Wer es trotzdem tat, konnte feststellen, dass der Auftakt am Mittwoch exakt zwei Stunden und 45 Minuten dauerte. Freilich hat Schiff Recht. Im Falle dieses umjubelten Konzertes gab es nun wirklich keinen Grund, auf die Uhr zu sehen: In der sehr, sehr gut besuchten Kölner Philharmonie verwöhnten Schiff und seine Musiker ihr Publikum mit purem Mozart-Glück.

Schiffs Programmidee war in ihrer Schlichtheit wirklich originell: Aufgeführt wurden am ersten Abend die fortlaufenden Nummern 449 bis 453 des Köchel-Verzeichnisses, am Mittwochabend folgten dann noch 454 bis 459. Dahinter verbergen sich zumeist Klavierkonzerte, aber auch einige Stücke für Soloklavier sowie Kammermusik. Schiff und das nach der italianisierten Form seines eigenen Namens benannte, handverlesene Ensemble sind auf Kommunikation eingestellt.

In der Orchesterexposition des Klavierkonzertes in Es-Dur KV 449 war sehr schön zu beobachten, wie der Dirigent den Blickkontakt zu Gruppen oder einzelnen Musikern sucht und hält, sie eher aufmuntert als antreibt. Und wenn er sich dann an den Flügel setzt, um die Soloexposition zu beginnen, geschieht dies in einer einzigen fließenden Bewegung.

Selten sieht man die Personalunion aus Pianist und Dirigent so vollkommen verschmolzen wie bei András Schiff. Die Wahl des Soloinstrumentes, ein Bechstein-Flügel aus dem Jahre 1921, mochte den Eindruck noch unterstreichen, weil die klangliche Brillanz hier nicht gar so dominant daher kommt wie die eines großen modernen Steinways. Vor allem der Zauber der langsamen Sätze entfaltete sich in dem Zusammenspiel aus dem Klang des Bechstein-Flügels und der ungemein fein nuancierten Anschlagskunst András Schiffs in vollkommener Weise.

Auch in den Konzerten in B-Dur KV 450 und D-Dur KV 451 - mit deutlicher Bläserverstärkung - wirkte das Zusammenspiel von Solist/Dirigent und Orchester kammermusikalisch fein abgestimmt. Bevor Solist und Orchester schließlich mit dem Klavierkonzert in G-Dur KV 453 zum Finale des ersten Abends anhoben, spielte Schiff mit Louise Pellerin (Oboe), Riccardo Crocilla (Klarinette), Marie-Luise Neunecker (Horn) und Stefan Schweigert (Fagott) noch das Quintett für Klavier und Bläser in Es-Dur KV 452, ein musikalisches Kleinod, das in der Philharmonie in seiner Verbindung aus Transparenz und Innigkeit eine bewegende Darstellung erfuhr. Die Orchestermusiker umringten auf der Bühne ihre Kollegen und hörten andächtig zu. Eine sympathische Geste.

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