András Schiff und seine Cappella Andrea Barca in der Kölner Philharmonie

köln · Um einem weiteren Eklat wie beim Auftritt von András Schiff im Januar in der Kölner Philharmonie vorzubeugen, wandte sich Intendant Louwrens Langevoort vor Beginn des Gastspiels, das den Pianisten diesmal mit der Cappella Andrea Barca hierher führte, ans Publikum. Er wollte sichergehen, dass diesmal weder Handys noch Huster den Konzertgenuss stören würden.

 Pianist und Dirigent András Schiff mit seinem Orchester.

Pianist und Dirigent András Schiff mit seinem Orchester.

Foto: Promo

Im Januar hätte Schiff seinen Klavierabend wegen dieser Störquellen beinahe abgebrochen. So konnte Schiff nun im ausverkauften Saal entspannt mit Mozarts Klavierkonzert in Es-Dur KV, dem "Jeunehomme"-Konzert beginnen.

Die Aufgabe des dirigierenden Pianisten erfüllte Schiff an diesem Abend sehr viel befriedigender als zuletzt Daniel Barenboim. Schiff begnügte sich mit den notwendigsten Anweisungen, verbannte das kammermusikalisch besetzte Orchester nicht in eine Statistenrolle, sondern ließ die Musiker sehr aktiv mitspielen, gab Impulse weniger durch Handzeichen als etwa durch ein Puls gebendes Continuo-Spiel in den Partien des Stücks, wo die virtuose Seite des Klavierparts zurücksteht.

Es herrschte immer so etwas wie ein gemeinsamer Atem, der die kunstvolle Verflechtung der Stimmen in diesem Stück regelrecht zum Erblühen brachte. Der Dialog zwischen Solist und Orchester wirkte vor allem auch in dem Andantino feinsinnig herausgehört.

Im Anschluss dirigierte András Schiff die eher selten in Konzerten zu hörende zweite Sinfonie von Franz Schubert. Es ist natürlich eine Frage der Perspektive, aus der heraus man die Musik des jungen Schubert betrachtet. Wenn die späten Meisterwerke oder auch das sinfonische Werk Beethovens der Maßstab sind, fällt das Werk natürlich deutlich ab.

Schiff aber macht das einzig Richtige, indem er keiner Referenz nachzueifern versucht. Er legte dem Kammerorchester einen sehr intimen Ton auf. Das Variationsthema des zweiten Satzes wurde gar nur solistisch vorgestellt. Auf diese Weise machte er die Musik zu einem leisen Hörabenteuer. Im Menuett ließ er freilich auch etwas derbere Töne zu.

Beethovens fünftes Klavierkonzert, mit dem das offizielle Programm des Konzertes zu Ende ging, zeigte noch einmal die glückliche Verzahnung von Solist und Orchester (das die italianisierte Variante des Namens ihres Gründers trägt). Schiff trifft die heroisch-imperiale Geste, die weite Teile des ersten Satzes beherrscht, mit virtuos zupackendem Spiel, er verleiht dem zweiten Thema eine berückende Zartheit, die er markant in den Marschrhythmus des Orchesters überleitet.

An solchen Gelenkstellen scheint es durchaus von Vorteil, dass die Interpretation gleichsam aus einer Hand kommt. Dass Schiff dem langsamen Satz eine bemerkenswerte Luftigkeit verlieh und sich im Finale als mitreißender Virtuose präsentierte, dankte das Publikum mit begeistertem Applaus. Danach besann sich Schiff noch einmal auf Mozart und spielte mit dem Orchester ganz hinreißend den langsamen Satz aus dem Konzert KV 491.

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