Pantheon Andreas Giebel und das Rauschen in den Bäumen

Bonn · Aus der Sicht mancher Leute spielt sich das wahre Leben ausschließlich in New York ab, in London oder Paris. Mag schon sein. Die Protagonisten im aktuellen Solo des Münchner Kabarettisten Andreas Giebel hingegen haben einen weitaus begrenzteren Radius. Scheinbar.

Denn in Wahrheit ist an jedem von ihnen ein Philosoph verloren gegangen. Das muss auch so sein ... weil es sich bei Giebel eben so verhält. Und weil das sein Markenzeichen ist, seine stille und längst nicht mehr ganz so heimliche Stärke. Obschon man auf Anhieb gar nicht genau sagen könnte, ob man sie denn nun mag; diese mitunter etwas eigenartigen Typen rund um den Karl-Dingshaber-Platz.

Den schrägen Kioskbesitzer Josef Döderlein zum Beispiel und den Maler Max - Pointillist mit wahrer (Schaffens)Wut -, der in seinem Atelier einem tragikomischen Arbeitsunfall zum Opfer fällt. Das erspart Giebel zumindest die Pflicht, dort - wie vereinbart - die alljährliche Werkschau zu eröffnen. Schade eigentlich, denn reden kann er doch. Spielen noch viel besser: leidenschaftlich, grantig, melancholisch.

Statt zur Vernissage geht es also nun zur Trauerfeier für Max. Dabei hätte er eigentlich auch dafür gar keine Zeit - muss er doch noch einen Titel für seinen Roman finden. Der "Penner-Klaus" auf der gemeinsamen Lieblingsbank bringt ihn schließlich drauf: "Das Rauschen in den Bäumen". Hm, eigentlich gar nicht übel. Wer sein Gesicht in die Sonne halten und dem mal eine Weile zuhören kann, hat zumindest eines noch nicht verloren: den Sinn fürs Leben.

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