Andreas Öhlers veröffentlicht "Straßenlieder" mit Zeichnungen von Burkhard Mohr
Ihr schwarzer Humor handelt von Liebe und Tod
Es ist reizvoll, wenn Begabte nicht in ihrem jeweiligen Fachkasterl stecken bleiben. Wenn also ein Galerist zum Verleger, ein Journalist und Staatssekretär zum Shakespeare-Herausgeber, ein vormals leicht linker Liedersänger zum Redakteur des weiland eher rechten Rheinischen Merkur, ein Schmied zum Karikaturisten und Buchillustrator werden. Variatio delectat oder jeder Jeck ist anders.
Zu erleben jetzt bei der Produktion und Präsentation des zweiten Werkes im neuen Verlag des Galeristen Franz Schön: "Öhlers Straßenlieder. Mohrs Zeichnungen." Sie wurden vorgestellt von Michael Mertes, Politologe und gegenwärtiger NRW-Bevollmächtigter beim Bund, vor allem aber Nach-Dichter und Kommentator sämtlicher Sonette Shakespeares.
Sie waren das erste Buch bei Franz Schön unter dem Titel: "Du, meine Rose, bist das All für mich." Mertes war also der richtige Mann, um im Haus an der Redoute über 49 Balladen und Lieder von Andreas Öhler, längst nicht mehr an einer schwäbischen Straßenecke singend , sondern in der Redaktion des RM sitzend, und über die davon inspirierten Zeichnungen Burkhard Mohrs zu sprechen.
Denn der schwarze Humor von Öhler und Mohr handelt ebenfalls von Liebe und Tod - und beide verbinden Freiheit und Frechheit mit Liebenswürde, selbst wenn Öhler einst die Kohl-Ära als Cholera verstand. Mohr, Karikaturist von GA und FAZ sowie Schmied gotesker Köpfe, hat nicht zum ersten Mal für ein Buch gezeichnet.
Zusammen mit seinem Vater, dem Schüttelreimer und Liedermacher Wolf Mohr alias Thomas Berg, hat er einige Bände "Schüttelzeichnungen" herausgebracht. Dem gemeinsamen Werk Öhlers und Mohrs kommt nicht nur beider Symbiose und Sympathie zugute.
Es ist ausgezeichnet durch einen Briefwechsel Öhlers mit Wolf Biermann als Vorwort, dem er nach dessen Ausbürgerung aus der DDR zuerst frech und dann beruflich immer näher kam. Biermann hatte jedoch abgesagt: "Ich bin geistig bei Euch, da braucht Ihr keinen Stuhl für mich."
Dass Öhlers Straßenlieder singbar sind, bewies der Autor hochmusikalisch am Ende durch den Vortrag von fünf Balladen, darunter den bitterbösen "Ehefreuden": "Sie waren ein Paar. Und wie Hund und Katz, so feindlich wie Türke und Kurde - kein Wort, keine Silbe, schon gar nicht ein Satz, um den nicht gestritten wurde."
Öhlers Straßenlieder. Mohrs Zeichnungen. Vorwort Wolf Biermann. Verlag Franz Schön Bonn. 13,80 Euro. Weitere Informationen: Telefon (0228)36 16 46.