Musikschule Bad Honnef Antonia Schwager über Instrumente, Inklusion und Talentförderung

BAD HONNEF · Musikschulen müssen heutzutage mehr sein als reine Unterrichtsinstitute - sie müssen Kindern auch so etwas wie einen Freizeitwert bieten. Davon ist zumindest Antonia Schwager überzeugt. Seit einem halben Jahr leitet sie die Bad Honnefer Musikschule und beschreitet verstärkt neue Wege.

 Die Musikschülerinnen spielen gemeinsam Flöte mit Antonia Schwager (r.).

Die Musikschülerinnen spielen gemeinsam Flöte mit Antonia Schwager (r.).

Foto: Werner Melsbach

Ein Novum ist zum Beispiel die Konzertwoche, mit der sich die Musikschule mit ihren rund 300 Schülern vom 5. bis 9. Mai der Öffentlichkeit präsentiert.

Ist es heutzutage eigentlich noch "in" bei jungen Leuten, ein Instrument zu lernen?
Antonia Schwager: Oh ja, zum Beispiel war unser Schnupperkurs Keyboard/Schlagzeug, für den wir gezielt Grundschulkinder angesprochen haben, ruckzuck ausgebucht. Und es sind alles Jungs, die sich angemeldet haben. Wir als Musikschule haben gemerkt, dass wir uns neu orientieren müssen, wenn wir den Laden voll haben wollen.

Was heißt das genau?
Schwager: Wir müssen unser Angebot breiter streuen. Es spielt nun mal nicht jeder gerne Beethoven am Klavier. Da die Kinder heute immer weniger Freizeit haben, müssen wir ihnen auch ein Erlebnis bieten. Und da sind Schlagzeug und Keyboard für manche eben unterhaltsamer als Klavier oder Geige. Mir ist es das Allerwichtigste, dass die Kinder Spaß haben, der Unterricht darf nicht ein zusätzlicher Stressfaktor sein. Die Kinder müssen gerne üben, gerne in ein Konzert gehen. Dann haben wir unser Ziel erreicht.

Wie möchten Sie dieses Ziel erreichen?
Schwager: Wir müssen für jedes Kind seinen Platz finden. Zum einen bieten wir natürlich unseren qualifizierten Unterricht und werden auch weiterhin Begabungen auf hohem Niveau fördern. Aber wir möchten auch andere Möglichkeiten zulassen als Einzelunterricht. Manche musizieren nun mal lieber in der Gruppe. Die Kinder müssen auch nicht schon in der ersten Klasse wissen, dass sie ihr Leben lang Geige spielen werden. Wichtig ist, sie erst einmal zur Musik zu bekommen und Grundlagen zu schaffen.

Geht die Initiative nicht oft auch von den Eltern aus?
Schwager: Das ist unterschiedlich. Oft möchten auch Kinder unbedingt ein Instrument lernen. Natürlich sehen es Eltern immer gerne, wenn ihr Kind musiziert. Es hieß ja mal, Musik macht intelligenter. Ich bin der Meinung, Musik fördert Kinder.

Inwiefern?
Schwager: Wenn Kinder zum Beispiel in ein Vorspielen gehen, ist das auch immer wie eine Prüfung, auf die man sich vorbereiten muss. Kinder müssen Publikum haben - es gibt kein Kind, das es nicht schön findet, Applaus zu bekommen. Er zeigt, dass man belohnt wird, wenn man sich anstrengt.

Sie kooperieren verstärkt auch mit den Schulen.
Schwager: Ja, wir gehen ganz intensiv auch in die Schulen rein. Im Sibi und an der Realschule bieten wir Kurse als AGs an. Irrsinnig stark angenommen wird unser Angebot an den Offenen Ganztagsschulen. Mehr als 70 Kinder besuchen unsere OGS-Kurse.

Es werden immer mehr Kinder ganztags betreut. Wie stellt sich die Musikschule darauf ein?
Schwager: Wir müssen an neue Kooperationen denken und uns mit den Einrichtungen arrangieren, an denen die Kinder nachmittags sind. Ich denke da auch an die Kindergärten und Kitas. Generell wird es also neben hoch qualifiziertem Einzelunterricht verstärkt Gruppenangebote geben.

Ist Inklusion auch ein Thema für die Musikschule?
Schwager: Ich habe eine Querflötenschülerin mit Down-Syndrom und das klappt ganz fantastisch. Eine Behinderung darf keine Hemmschwelle sein, ein Instrument zu lernen. Wir müssen Wege finden, das zu gestalten.

Zur Person

Antonia Schwager leitet die Musikschule als Nachfolgerin von Rolf Beitzel seit Oktober 2013 in Halbtagsstellung. Seit mehr als dreißig Jahren ist die gebürtige Bad Honneferin Lehrerin für das Fach Querflöte und betreut auch das Querflöten-Ensemble "Flutelicious". Schwager ist selbst Mutter zweier Kinder und lebt in Ittenbach.

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