"Hiob" im Kölner Schauspiel-DepotLebensgier und schöner Wahn
"Ich will Gott verbrennen", schreit Mendel Singer. Und wenn Bruno Cathomas als frommer Jude hier nach maßloser Leidensstrecke furios sein Allerheiligstes verflucht, hat Rafael Sanchez' Kölner Inszenierung nach Joseph Roths Roman "Hiob" ihren erschreckendsten, intensivsten Moment. Zuvor konnte Cathomas den ganzen emotionalen Kosmos dieser Figur ausmessen: von der allzu gottesfürchtigen Engstirnigkeit, mit der Mendel im galizischen Schtetl die Behandlung seines behinderten Sohns Menuchim verweigert, über die geduldige Zärtlichkeit, die er ihm gleichwohl widmet, bis zur wachsenden Verzweiflung im "gelobten" Land Amerika.