Chansons im Pantheon Adrienne Haans französischer Abend

Bonn · „Wird höchste Zeit, dass der ganze Mist aufhört“, sagt die Sängerin Adrienne Haan bei ihrem Auftritt im Pantheon. Natürlich meint sie die Pandemie.

 Adrienne Haan im Pantheon.

Adrienne Haan im Pantheon.

Foto: Harald Kirsch

Mitten in „Milord“ setzt Adrienne Haan das Mikrofon ab und unterbricht das berühmte Chanson aus der Feder von Georges Moustaki. „Normalerweise laufe ich jetzt durch die Menge, setze mich auf den Schoß, küsse eure Männer und wuschel‘ denen durch die Haare“, sagt die Sängerin und zeigt einen Schmollmund. „Geht jetzt alles nicht, wegen Corona. Deswegen laufe ich hier oben herum in meinem Kleid. Wird höchste Zeit, dass der ganze Mist aufhört.“

Apropos Kleid, man kommt einfach nicht umhin: Die Garderobe ist bei Auftritten von Adrienne Haan stets eine besondere Bemerkung wert. Die in Bonn, Luxemburg und New York City wohnhafte Künstlerin steckt in einem silbern glitzernden, kurz geschnittenen Paillettenkleidchen mit gefiedertem Saum und trägt dazu elegante High Heels. Zusammen mit ihrem Pianisten Benjamin Schaefer präsentiert La Haan im Bonner Pantheon ihr Chanson-Programm „Cabaret Français“.

Aufforderung zum Mitklatschen

Gleich im einleitenden „Paris Medley“ fordert Adrienne Haan das Publikum zum Mitklatschen auf. Später am Abend wird sie die Zuhörer das richtige Timing beim Mitklatschen lehren, auch das ein fester Bestandteil ihrer Programme. Dargeboten werden die unverwüstlichen, unendlich oft interpretierten Klassiker des Genres wie „La Vie En Rose“, „Le Port D‘Amsterdam“, „Padam Padam“ oder auch „Ne Me Quitte Pas“.

Gesangstechnisch gibt es da nichts zu beanstanden, Haans Stimme hat Volumen und Strahlkraft, um mühelos einen großen Konzertsaal majestätisch in Besitz zu nehmen. Allein ihre Zwischenmoderationen wirken oftmals arg routiniert heruntergespult. „Und jetzt was Romantisches für die Romantiker unter euch“, raunt sie mechanisch ins Mikrofon.

Für die zweite Hälfte taucht Adrienne Haan in einem noch stärker glitzernden, aprikosenfarbenen Minikleid auf. Neben weiteren Klassikern von Jacques Brel und Charles Aznavour bringt sie auch nicht ganz so Bekanntes wie „Nos Rivières“ von Isabelle Boulay zu Gehör. Adrienne Haan beherrscht das gesamte emotionale Spektrum – vom herzzerreißenden Melodram über kontemplative Traurigkeit bis zur jauchzenden Ode an das Leben.    

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