Geometrische Farberuptionen Arithmeum zeigt 200 Werke aus eigener Kunstsammlung

Bonn · Das Institut für Diskrete Mathematik hat sich zum 200. Geburtstag der Bonner Universität etwas Besonderes überlegt und pflastert die Wände mit Kunst.

 Petersburger Hängung: Dicht an dicht sind die Bilder im Arithmeum an der Wand platziert.

Petersburger Hängung: Dicht an dicht sind die Bilder im Arithmeum an der Wand platziert.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Überraschung ist gelungen. Im Arithmeum der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, normalerweise ein Ort der Diskreten Mathematik und historischen Rechenmaschinen, hat es eine Art Farberuption gegeben, die ganz und gar nicht mathematisch wirkt. Auf den Wänden, über sämtliche Stockwerke verteilt, drängen sich insgesamt 200 Werke geometrisch-konstruktiver Kunst, die sämtlich aus der Kunstsammlung, die zu den größten ihrer Art im deutschsprachigen Raum gehört, des Hauses stammen.

Institutschefin Ina Prinz hatte die kühne Idee, anlässlich des 200. Geburtstages der Bonner Universität einmal groß aufzufahren und zumindest ansatzweise zu zeigen, welche Kunstschätze das Haus hütet. Derart viele Werke wurden noch nie gleichzeitig in einer der Kunstausstellungen im Arithmeum gezeigt und dabei befindet sich der größte Teil – noch einmal rund doppelt so viele – im Magazin.

Eine Petersburger Hängung ist es geworden, bei der die Bilder dicht an dicht gezeigt werden und dies zum Teil an Wänden, die sich über mehrere Etagen erstrecken. Zwar gibt es Vorbilder für diese Art der Präsentation, wie ein historisches Foto von 1915 zeigt. Kasimir Malewitsch hatte damals in einer Galerie in St. Petersburg (damals Petrograd) eine Ausstellung mit suprematistischen Werken gehängt und die wandfüllende Variante gewählt. Aber unsere heutigen Sehgewohnheiten verlangen eher danach, dass die Bilder auf Augenhöhe hängen, mit genügend Abstand voneinander, so dass sie als Einzelwerke gesehen werden können. In der Hängung im Verbund entfalten die Bilder nun eine völlig andere Wirkung. Das Auge springt und wandert über die Wand, hält inne und vergleicht. Wir entdecken Ähnlichkeiten und Unterschiede und es scheint, als ob das Zusammenspiel der Farben und Formen immer wieder Neues zu bieten hat.

„Es gibt keine Logik in der Hängung“, sagt Ina Prinz. „Wir haben nichts sortiert, außer nach rein ästhetischen Gesichtspunkten. Wir wollten zeigen, dass die geometrisch-konstruktive Kunst auch spielerisch, vielfarbig und sinnlich sein kann.“ So wird diese Präsentation also zu einem Ritt durch die Zeit, von den 1930er Jahren bis in die Gegenwart. Werke von nordischen Konstruktiven finden sich neben den Werken der Schweizer Konkreten und zeitgenössischen amerikanischen Künstlern, neben denen italienischer Konstruktiver und den Begründern der Hard-Edge-Malerei in den USA. Arbeiten bekannter Größen wie Max Bill, Leo Breuer, Johannes Itten, Vera Molnar, Victor Vasarely und Josef Albers hängen neben Werken von jungen Künstlern wie India Serena und man kommt nicht umhin, seinen Blick neu zu justieren, unvoreingenommen und erstaunt über die Zeitlosigkeit dieser Kunstrichtung.

Arithmeum, Lennéstraße 2, Di-So 11-18 Uhr, Führung durch die Ausstellung jeden Sonntag um 15 Uhr.

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