Arp Museum in Rolandseck zeigt Reliefs von Hans Arp

Remagen · Der eigene Arp-Bestand des Landes Rheinland-Pfalz wird in der Ausstellung "Wasserpumpen" kurz durchgemischt und wieder präsentiert. Einen entscheidenden Part spielt in der Werkschau auch Hans Arps Frau und Kollegin Sophie Taeuber-Arpauch.

"Pup pup pup machen die elektrischen gewitter/ und vom astrolabium springt die glasur/ mächtige eislandschaften hängen wie riesige silberne/ quasten in dem dunkelgrünen Himmel / minutenmispel minnavonbarnhelm blitzbarvonmannhelm vonholzhelm helmholz huch huch..." Man muss nicht alles verstehen in Hans Arps 1920 erschienenem Lyrik-Band "Wolkenpumpe".

Aber, dass hier ein kreativer Wortschöpfer am Werk war, einer, der mit Begriffen und Stimmungen jonglieren konnte, erschließt sich schon nach einer kurzen Kostprobe aus "Wolkenpumpe". Zu hören sind die Gedichte zusammen mit der autobiografischen "Straßburgkonfiguration" - beide von Arp selbst gesprochen - in zwei Hörstationen der aktuellen Ausstellung "Wolkenpumpen".

Mit dem Kopfhörer auf den Ohren lässt sich die Kunst von Arp unter einem anderen Aspekt sehen: So spielerisch, wie Worte und Naturphänomene sich zu Gedichten fügen, entstehen Collagen aus ausgerissenen Papieren, Reliefs aus Schablonen und die dreidimensionalen Konstellationen aus immer neuen Variationen mit ganz ähnlichen Formen.

Letzteres ist ein Prinzip, das auch Kuratorin Astrid von Asten in der aktuellen Werkschau des Arp Museums Bahnhof Rolandseck in Remagen bemüht: Der eigene Arp-Bestand des Landes Rheinland-Pfalz wird wie bereits in den Ausstellungen "Traumanatomie" und "Bewegung und Gleichgewicht" einmal kurz durchgemischt und wieder präsentiert. So bietet "Wolkenpumpen" viele alten Bekannten mitunter in neuer Kombination. Kapitel eins und zwei der Schau wurden unverändert aus der "Traumanatomie" (2010/11) recycelt.

Neu ist die Konzentration auf die Reliefs von Hans Arp

Eingeleitet wird dieses Thema mit dem Film "Weißer Werktag" (1964) aus dem Nachlass des Dokumentarfilmers Michael Mrakitsch. Hans Arp führt in diesem Film vor, wie seine Reliefs entstehen, wie er Schablonen so lange herumschiebt, bis die gewünschte Konstellation entsteht. "Als ich meine ersten konkreten Reliefs ausstellte, erklärte ich die Kunst des Bürgers für sanktionierten Irrsinn.

Besonders diese nackten Männer, Frauen und Kinder aus Stein oder Bronze, die auf Plätzen, in Gärten und an Waldrändern aufgestellt sind und unermüdlich tanzen, nach Faltern jagen, Pfeile abschießen, Äpfel anbieten, Flöte blasen, sind der vollkommene Ausdruck einer unsinnigen Welt", sagte Arp - und ließ seine Reliefs die Wände hochfliegen. So sind sie auch in Rolandseck zu sehen.

Was die "Wolkenpumpen"-Schau deutlich von der "Traumanatomie" unterscheidet, ist der entscheidende Part, den Hans Arps Frau und Kollegin Sophie Taeuber-Arp in der aktuellen Ausstellung spielt. Die Künstlerin ist mit Collagen und geometrischen Abstraktionen vertreten, zu sehen sind ferner ihre Versuche über eine "verlorene Linie auf chaotischem Grund" sowie die Metamorphosen, die einen fliegenden Vogel zum dynamischen Ornament erstarren lassen. In der Zusammenschau wird sichtbar, wie viel geometrische Abstraktion von Sophie zu Hans floss und wie viel organische Abstraktion den umgekehrten Weg nahm.

Clou der Ausstellung

Clou der Ausstellung ist ein Kabinett, das Sophie Taeuber-Arp als Architektin präsentiert. Vom Bauhaus angehaucht sind ihre Wohnhaus-Entwürfe und Interieurs. Ihr Hauptwerk war die Innenausstattung der Aubette, ein klassizistisches Gebäude am Place Kléber in Straßburg. Der frührere militärische Zweckbau wurde 1920 in ein Vergnügungspalais mit Bar, Teesalon und Tanzlokal umgebaut. Sophie Taeuber-Arp, die sich mit ihren Dekorationen für das Straßburger Hotel Hannong als glänzende Innenarchitektin empfohlen hatte, bekam den Auftrag für die Aubette.

Sie zog Hans Arp und Theo van Doesburg für die Realisierung hinzu. Gemeinsam schufen sie das, was lange Zeit die "Sixtinische Kapelle der zeitgenössischen Kunst" genannt wurde. Rolandseck zeigt ein Großfoto, Ornamentskizzen und ein Relief, außerdem in einer Projektion Sophie Taeuber-Arps Produktionsmappe mit Mobiliar und Interieurs. Ein Blick in ein faszinierendes Oeuvre, von dem man gerne mehr sehen würde.

Arp Museum Bahnhof Rolandseck; bis 27. Januar 2013. Di-So 11-18 Uhr. Eröffnung: Sanntag, 11 Uhr

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