Ausstellung in Rolandseck Arp Museum widmet dem Ungarn Lajos Barta eine Werkschau

Rolandseck · Diese Ausstellung wirkt fast schon überfällig. Das soll ihr nicht zum Nachteil angerechnet werden, aber wenn man bedenkt, wie stark die Verbindungen von Lajos Barta nach Deutschland, zum Rheinland, zum Bahnhof Rolandseck und zu Hans Arp sind, wundert man sich, dass diese Retrospektive nicht schon eher stattgefunden hat.

 Organische Formen: Lajos Bartas "Welle" aus Bronze von 1949.

Organische Formen: Lajos Bartas "Welle" aus Bronze von 1949.

Foto: Herbert Piel

Jetzt ist sie jedenfalls da und bietet mit 40 Plastiken und 90 Zeichnungen eine spannende Auseinandersetzung mit einer hochinteressanten Künstlerpersönlichkeit. Mehr noch, lässt sich anhand der ereignisreichen Vita von Lajos Barta ein Stück europäischer Kunst- und Zeitgeschichte nachzeichnen.

Man darf einsteigen mit einer bedeutsamen Zäsur in Bartas Leben. 1965 verlässt er mit 66 Jahren seine Heimat Ungarn und emigriert nach Deutschland. Über Kontakte gelangt er zum Künstlerbahnhof Rolandseck, wird dort von Johannes Wasmuth gastfreundlich empfangen und lebt und arbeitet für die kommenden zwei Jahre genau dort, wo nun die Ausstellung über ihn mit dem Titel "Wahlheimat am Rhein" zu sehen ist.

"Wahlheimat heißt in diesem Fall gleichzeitig auch Abwahlheimat", sagt Kurator und Barta-Experte Ulrich Winkler. "Barta hat die Nase voll gehabt vom stalinistischen Ungarn, wo abstrakte Kunst unerwünscht war."

Seit 1943 hatte Barta, angeregt von Arp, Brancusi und den Surrealisten, abstrakt gearbeitet und in den 20 Jahren bis zur Emigration seine eigene Handschrift gefunden. 1944 war der jüdische Künstler um Haaresbreite der Deportation nach Auschwitz entkommen.

Die Aufbruchsstimmung aber, die nach dem Krieg zunächst in Ungarn in der Luft lag, verflüchtigt sich nach wenigen Jahren unter zunehmendem Druck der kommunistischen Partei. Bald führt Barta eine Art künstlerische Doppelexistenz. In seiner öffentlichen Rolle ergibt er sich linientreu den thematischen und ästhetischen offiziellen Vorgaben.

In seinen Zeichnungen zieht er sich in die innere Emigration zurück. Nach dem ungarischen Aufstand 1956 bricht zwar in der ungarischen Kulturpolitik eine neue Epoche an, aber für Barta werden auch die kommenden Jahre mehr oder weniger desillusionierend. 1965 emigriert er mittellos ins Rheinland, wo er bereits ein Jahr später seine erste Galerieausstellung ausrichten kann und 1970 vom Städtischen Kunstmuseum eine Einzelausstellung erhält.

Für den Bonner Hofgarten entsteht das Werk "Schwingende", ein erster monumentaler Bronzeguss. Bis zu seinem Tod 1986 sichert Barta nun sein Lebenswerk in Form von Großformaten im öffentlichen Raum, darunter auch die Skulptur "Liebeskraft", die vor dem Friedensmuseum an den Remagener Brückentürmen steht.

Alle zwölf Monumentalskulpturen werden in der Ausstellung durch originalgroße Fotografien vorgestellt. "Der kunsthistorische Kern der Ausstellung liegt in Ungarn", sagt Winkler. "Aber Bartas Spätwerk steht im Rheinland."

Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Hans-Arp-Allee 1, Remagen, bis 23. März. Di-So und Feiertage 11-18 Uhr, Katalog 18 Euro. Expertenführung mit Kurator Ulrich Winkler und Zeitzeuge Peter Kürten am 18. Januar um 15 Uhr.

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