"Professor Florestan" vor seiner letzten Saison Auf dem Sprung nach Oldenburg

Bonn · Alle paar Wochen macht Christian Firmbach eine kleine Zeitreise. Dann schlüpft er in die Kleider eines gewissen Professor Florestan: Gelbe Hose, Gehrock, bunte Weste.

 Christian Firmbach in seiner Paraderolle als Professor Florestan.

Christian Firmbach in seiner Paraderolle als Professor Florestan.

Foto: Thilo Beu

So steht er dann im Bonner Opernhaus vor den Kindern, um gemeinsam mit dem dirigierenden Konzertpädagogen Thomas Honickel in der beliebten, im Titel an Robert Schumanns Fantasiefiguren sich anlehnende Konzertserie "Professor Florestan und Maestro Eusebius packen aus" ein paar spannende Schmankerl aus der Musikgeschichte zum Besten zu geben. Sonntag ist es wieder so weit. Dann geht's um Georg Friedrich Händel.

Firmbach bringt als Vater von vier Kindern zwischen vier und 19 Jahren schon aus familiären Gründen eine gewisse pädagogische Leidenschaft mit. Die erfolgreiche Bonner Kinderoper ist seine Erfindung. Was damals noch Avantgarde in der Szene war, gehört längst in den meisten Opernhäusern zum guten Ton.

Derzeit ist der 45-Jährige ein vielbeschäftigter Mann. In den nächsten Monaten muss er gleich zwei Wechsel parallel vorbereiten: Die Ablösung des derzeitigen Bonner Generalintendanten Klaus Weise zum Ende der Saison durch Bernhard Helmich. Aber auch den eigenen Wechsel. Wie berichtet, wird er zum Ende der Saison 2013/14 als Generalintendant ans Staatstheater Oldenburg wechseln, ein Dreispartenhaus mit Oper, Schauspiel und Tanz.

In Bonn liegt die Planung der Saison eins nach der Ära Weise in den letzten Zügen, dazu gehören etwa die Besetzungen für Premieren und Wiederaufnahmen. Das liegt zu einem großen Teil in seiner Verantwortung als Künstlerischer Betriebsdirektor. Firmbach geht neugierig und mit offenen Ohren durch die Opernwelt, immer auf der Suche nach guten Stimmen.

In den vergangenen Jahren hat er das Bonner Ensemble immer wieder um fabelhafte Sänger und Sängerinnen ergänzt. Zuletzt etwa die mittlerweile vielfach ausgezeichnete Sopranistin Miriam Clark, die unter anderem als "Lakmé" die Opernwelt verzückte und auch als Norma begeisterte.

Sängerinnen und Sänger an der Bonner Oper wissen Firmbachs kluge Besetzungspolitik zu schätzen, ja, sie lieben ihn dafür. Er hat ein feines Gespür dafür, junge Stimmen behutsam aufzubauen, sie nicht mit hohen Gagen, sondern mit Rollen ans Haus binden. "Wie beschäftige ich die Leute, dass sie bleiben?", ist ein Kernfrage für ihn.

Firmbach selbst ist sozusagen in der Oper groß geworden. Schon früh sang er im Kinderchor (unter dem späteren Bonner Opernintendanten Giancarlo del Monaco) seiner Heimatstadt Kassel mit, später war er dort Statist (unter dem späteren Bonner Generalintendanten Manfred Beilharz). Später studierte er in Köln Gesang. Dann wandte sich der Bariton der Regie zu und war als Assistent unter anderem von Andreas Homoki, Peter Mussbach und Nicolas Brieger an vielen internationalen Produktionen beteiligt.

1997 verpflichtete ihn Manfred Beilharz nach Bonn, wo er unterschiedliche leitende Funktionen innehatte. 2004 wechselte er nach Darmstadt, bis es der Zufall wollte, dass der dortige Generalmusikdirektor Stefan Blunier ein Angebot aus Bonn erhielt und er Firmbach als Künstlerischer Betriebsdirektor und Stellvertreter des GMD in künstlerischen Fragen an die Bonner Oper mitnahm.

Die 2008 erfolgte Rückkehr an den Rhein war also nicht das Produkt einer bewussten Karriereplanung. Den Wechsel im nächsten Jahr begreift er als echte Chance. "Oldenburg fühlt sich für mich genau richtig an", bekennt der künftige Generalintendant. Dort will er sich bei der Fortführung der verschiedenen Sparten Oper, Tanz und Schauspiel auf das Spiel mit den Mitteln der Theaterkunst konzentrieren.

"Ein szenisches Konzept sollte sich niemals über das Stück erheben", lautet sein Credo, und so setzt er auf das poetische Potenzial, das dem Theater innewohnt. "Auch mit diesen Mitteln kann man aufrütteln und anrühren, ohne den Kern der Stücke in Alltagsbanalitäten zu verlieren."

Kinderkonzert im Opernhaus:

Professor Florestan und Maestro Eusebius packen aus: Georg Friedrich Händel. Sonntag, 24. Februar, 16 Uhr, Karten in den Bonnticketshops der GA-Zweigstellen.

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