Auf der Flucht vor den Flüchtlingen

Ausstellung "WegZiehen" Bonner Frauenmuseum gefährdet

Bonn. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr erreicht das Frauen-Museum eine bittere Botschaft: Die vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) erwarteten 100 000 Mark - immerhin ein Drittel der Projektkosten für "WegZiehen" - kommen nicht. Bei der Sitzung des LVR-Kulturausschusses ging das Frauen-Museum leer aus.

Dabei hatte die Projektleiterin der Ausstellung "WegZiehen", Gudrun Angelis, Anfang dieses Jahres, wie sie dem GA sagte, eine feste - mündliche - Zusage des LVR-Kulturdezernenten Gert Schönfeld erhalten und plante auf dieser Basis die aufwändige Ausstellung über Flucht, Emigration und Immigration mit 43 Künstlerinnen, einem Künstler und zehn Wissenschaftlerinnen.

Auch Marianne Pitzen, die Chefin des chronisch unterfinanzierten Museums, die in den letzten zwanzig Jahren "sehr oft ins Blaue arbeiten" musste, erinnert sich an eine verbindliche Zusage des Dezernenten und sieht jetzt die für den 14. Oktober geplante Ausstellung gefährdet. "Wir haben allen Beteiligten zugesagt, der Katalog ist im Druck", sagt die Projektleiterin. Noch gibt es die Hoffnung, Sponsoren aufzutreiben, auch die Stadt Bonn wird um Unterstützung gebeten. Angelis verspricht sich jedoch nicht viel davon: "Ich habe das Gefühl, man möchte diese Ausstellung nicht."

Mit der Einschätzung, das politische Thema sei offensichtlich inopportun und aus der Sicht der Geldgeber nicht förderungswürdig, steht Angelis nicht alleine. So wittert Magda Ryborsch, die von den Grünen im Kulturausschuss des LVR sitzt, "ideologische Vorbehalte gegen die Veranstalterinnen". Die von den Ausschussmitgliedern aus den Reihen von CDU, FDP und SPD gegen das Projekt des Frauen-Museums ins Feld geführten Argumente seien fadenscheinig.

Moniert wurde, so Ryborsch, die "zu späte Anmeldung", man meinte "so unsolide kann man keine Ausstellung finanzieren", befand eine Förderung für Bonn - für das Beethoven-Haus - als ausreichend.

Die Deutsche Emigrationswelle 1933 bis 1945, bei der die Frauen, so Gudrun Angelis, oft die Flucht-Motoren für ganze Familien waren, die Vertreibungen 1945 bis 1948 sowie "Fluchtpunkt Deutschland", der Komplex der Ausgebürgerten aus der DDR, der Arbeitsmigrantinnen und Aussiedlerinnen, sind die zentralen Blöcke der ambitionierten Ausstellung "WegZiehen".

Doch "in drei Sätzen war das Thema vom Tisch", klagt die Projektleiterin, die ohnehin den Rückzug des LVR für instinktlos hält; immerhin gehört zu den Förderern von "WegZiehen" neben der Stiftung für Kunst und Kultur NRW die Deutsche Stiftung für UNO-Flüchtlingshilfe e.V. Doch nicht nur der LVR wird vom Frauen-Museum kritisiert, auch die UNO-Stadt Bonn könnte mehr für ihr Image tun.

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