Auf der Kippe zur Unwirklichkeit

Raimund Kummers Glasskulptur "Which Home" und sein Fotoarchiv begegnen im Bahnhof Rolandseck der neu eingerichteten Bibliothek - eine Hommage an Hans Arp - des Schweizers Thomas Huber

  Schneckenparade : Raimund Kummers Skulptur aus farbigem Glas, "Which Home", im Arp-Museum Bahnhof Rolandseck.

Schneckenparade : Raimund Kummers Skulptur aus farbigem Glas, "Which Home", im Arp-Museum Bahnhof Rolandseck.

Foto: Franz Fischer

Bonn. Auf den abgedunkelten Fenster- und Wandflächen des lang gestreckten Museumsraumes läuft ein dreiteiliger Videostreifen; die von Raimund Kummer stammende Arbeit gehört wie eine neunteilige Glasskulptur ("Which Home") seit vier Jahren zum künstlerischen Fundus des Arp Museums Bahnhof Rolandseck. Eindrucksvoll arrangiert und erweitert durch ein von 1980 bis 2004 reichendes Farbfotoarchiv des in Berlin lebenden Künstlers ist dank Kuratorin Jutta Mattern eine imponierende Ausstellung von besonderer Anziehungskraft entstanden.

Natürliches Licht, Spiegelungen, Lichtbrechungen in teils lupenreinen Glasskulpturen ("Morbus Purtscher", Leihgabe aus der Sammlung Haack) spielen innerhalb des Präsentationskonzeptes eine ebenso bedeutsame Rolle wie eine künstlerisch ausgefeilte, von Raum zu Raum wechselnde Lichtregie (gefilterte Fensterlichter, Tageslicht, Dunkelkammer). Im Werkstoff Glas finden die drei Kunstgattungen Video, Bildhauerei und Fotografie zu einer, von komplexen Wechselbezügen geprägten Synthese.

Von Anfang an begleitet der Züricher Architektensohn Thomas Huber den baulichen Werdegang seiner nunmehr eingerichteten und zur Verfügung stehenden Bibliothek des Hauses (Kuratorium: Margot von Gumppenberg). Nicht nur das zweckdienliche und gleichzeitig ansprechende Mobiliar, sondern auch ein Ensemble hintergründiger Malerei trägt die Handschrift des Schweizer Malers und Installationskünstlers. Im "Lesesaal" (Huber) findet der Besucher ein weites Spektrum kunsthistorischer Publikationen, deren innere Achse die Persönlichkeit des Hauspatrons Hans Arp bildet. Mit einem modellartigen Brunnengebilde veranschaulicht der in Mettmann lebende Huber (Jahrgang 1955) vor dem Bibliothekseingang die Wirkungsgeschichte des Meisters.

In Wirklichkeit geht es dem Neodadaisten Huber jedoch bei seiner Arbeit um den "Umgang mit Bildern", um vielschichtige Bildsprachen, schillernde Sprachbilder, die sich an der Kippe zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit bewegen.

Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Hans- Arp- Allee 1, Remagen; bis 17. Juli. Di-So 11-18 Uhr

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