Uraufführung im Contra-Kreis-Theater Auf der Suche nach einer plausiblen Handlung

Bonn · „Es geht um die Welt“ liefert Raum für Pointen und dramaturgische Tricks. Die Uraufführung im Contra-Kreis-Theater Bonn ist köstlich trivial. Ein charmanter Neustart vor Publikum.

 Turbulent geht es nicht nur in dieser Szene mit (von links) Ronja Geburzky, Michael Jäger und Bernard Paschke zu.

Turbulent geht es nicht nur in dieser Szene mit (von links) Ronja Geburzky, Michael Jäger und Bernard Paschke zu.

Foto: Kajo Meyer

Der bunte Hintergrund erscheint wie eine Mischung aus Verkehrsplan einer Megametropole und Bauanleitung für eine Achterbahn. Ein junger Mann namens Passepartout wird entführt von einer obskuren Organisation namens „Ende Legende“, die ihn mithilfe von Künstlicher Intelligenz auserkoren hat, den Heiligen Gral zu finden. Es geht also auf Schatzsuche. Es geht jedoch auch um die Welt, die vor menschlicher Unvernunft gerettet werden muss. Schließlich braucht jede gute Geschichte eine moralische Aussage.

Das weiß auch der einstige Bestsellerautor Heiko Dröppelstedt, der gerade mit einer Schreibblockade kämpft, sich bei seinem Sohn und dessen Gattin einquartiert hat und Inspiration bei deren gutem Rotwein sucht. Außerdem ist Heiko in seiner Traumwirklichkeit ein Zirkusdirektor und eine Erfindung des jungen Autors Bernard Paschke. Der gebürtige Bonner fiel dem Contra-Kreis-Chef Horst Johanning bei einer Schultheater-Vorstellung auf und präsentiert nun mit dem Stück „Es geht um die Welt“ seine dritte Uraufführung auf der Kellerbühne.

Spielerisch hübsch doppelbödig

Paschke, mittlerweile Ensemblemitglied der Leipziger „Pfeffermühle“ und auch als Solokabarettist unterwegs, hat eine köstlich triviale Rahmenhandlung konstruiert und schickt die Fantasiegeschöpfe seines Protagonisten auf die Suche nach einer plausiblen Handlung. Das ist spielerisch hübsch doppelbödig, lässt Raum für Pointen und dramaturgische Tricks. Paschke hat auch selbst Regie geführt und spielt den sympathisch naiven Zufallsabenteurer Passepartout. Die Love-Story mit der entzückenden Doktorandin Rose muss halt warten. Ronja Geburzky verkörpert nicht nur die brave Schwiegertochter Sabine, sondern auch die ehrgeizige Forscherin, die alles nach Zahlen bemisst, für jedes Problem ein Dokument ausgedruckt hat und die Antworten auf alle Fragen auf einer Skala von eins bis zehn speichert. Immerhin hat sie in ihrer schier unerschöpflichen Handtasche neben dem üblichen Inventar auch so nützliche Objekte wie einen Heißluftballon. Nur bei der Programmierung des Androiden Marzipan hat sie anscheinend noch geübt, weshalb diese Parzival-Mutante nun als Antagonist eigenmächtig auf Grals­spuren wandelt. Michael Jäger spielt den Schriftstellersprössling ebenso lustig wie den schnarrenden Maschinenmenschen und allerhand weitere Akrobaten im Weltzirkus.

Star der Aufführung ist freilich der Leipziger Schauspieler und Entertainer Meigl Hoffmann, der als Autor einen Plot zum Ende bringen muss, als Zauberer Merlin wissenschaftliche Grenzgebiete erforscht, als spanische Nonne fromme Sprüche murmelt, als Schiffskapitän das letzte Holz verfeuert und einen fabelhaften Auftritt als sächsisches Orakel zelebriert.

Im Bühnenbild von Tom Grasshof und den Kostümen von Anja Saafan wird dieser Parforceritt ein munterer Spaß. In knapp zwei Stunden (inkl. Pause) werden die ironischen Geistesblitze im Gag-Gewitter jedoch ein wenig stumpf. Freundlicher Premierenapplaus für einen charmanten Neustart.

Nächste Vorstellungen bis zum 3. Juli täglich um 19.30 Uhr, am 4. Juli um 18 Uhr. Tickets unter ☎ 0228/63 23 07 oder 63 55 17. Online-Buchungen und Infos unter www.contra-kreis-theater.de

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