Aus der Heimat hinter den Blitzen rot

Bariton Martin Bruns vollendet seinen Schumann-Zyklus in der Villa Prieger in Bonn

Ausschließlich Lieder nach Gedichten von Joseph von Eichendorff war der dritte Liederabend des Baritons Martin Bruns in der Villa Prieger gewidmet. Das Motto des Zyklus, dessen Abschluss wegen einer Erkrankung des Sängers hatte verschoben werden müssen, lautete "Bezugspunkt Schumann". Dem wunderbaren Liederkreis op. 39 von Robert Schumann waren dabei Liedbeispiele des 20. Jahrhunderts, von Othmar Schoeck und Aribert Reimann, vorangestellt worden.

Der heute kaum mehr zu hörende Schweizer Schoeck (1886-1957), dessen Bedeutung vor allem auf seinem umfangreichen Liedschaffen beruht, kann als einer der letzten Lyriker und Vollender der Romantik gelten und steht in der Melodisierung eines Verses und oft auch in den Begleitparts dem Vorbild Hugo Wolf noch recht nahe. Aribert Reimann hingegen (Jahrgang 1936), der gleichfalls der Vokalmusik für sich höchsten Stellenwert einräumte und damit berühmt wurde, folgte bis 1967 der Reihentechnik und ließ sich von Weberns komprimierter Musiksprache und von Alban Bergs Expressivität beeinflussen.

Martin Bruns kerniger Bariton nun, in der Mittellage besonders konzis, aber auch in den Piani der Kopfstimme eindrücklich, war zunächst den ausgewählten Schoeck-Liedern ein ausdrucksbewusster Interpret, klangberedt sekundiert am modernen Flügel von Jan Philip Schulze. Am differenziertesten vielleicht die im musikalischen Duktus leicht altertümelnde "Abendlandschaft" und der gewissermaßen im Volkston gehaltene "Kranke", eingängig-munter dann "Im Wandern" und frohgemut auch "Auf dem Rhein".

In Reimanns "Nachtstück" von 1966, fünf Eichendorff-Gedichte umfassend, legten beide Künstler, vor allem auch der Sänger bei oft recht diffizilen (und nicht unbedingt immer textstimmig wirkenden) Intervall-Kombinationen, Zeugnis ab von ihrer Versiertheit auch in Sachen Moderne.

Natürlich aber gebührte die Krone des Abends dann Robert Schumann. So anrührende und zutiefst romantische Lieder wie "Aus der Heimat hinter den Blitzen rot" und "Mondnacht", aber auch die fahl-unheimlichen Gesänge "Auf einer Burg" und "Zwielicht" waren intensiv ausgeleuchtet. Und die bewegte Emphatik der abschließenden "Frühlingsnacht" wurde von beiden Künstlern mit wahrem Aplomb dargeboten.

Der lange und herzliche Beifall am Ende des Konzerts, das vom Rheinischen Musikfest veranstaltet worden war, forderte Zugaben, darunter Schuberts "Wanderer an den Mond".

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