Kölner Acht-Brücken-Festival Aus der Tiefe des Raumes: Bamberger Symphoniker beeindrucken

KÖLN · Strawinsky kam in der Philharmonie beim Gastspiel der Bamberger Symphoniker aus der Tiefe des Raumes. Das berühmte "Le Sacre du printemps" nämlich bildete nicht einfach nur den zweiten Teil des Abends (wie allgemein üblich), sondern erwuchs nahtlos aus György Ligetis "Lux aeterna" (für 16-stimmigen gemischten Chor).

 Konzentrierte Probe: Jonathan Nott in Köln.

Konzentrierte Probe: Jonathan Nott in Köln.

Foto: Thomas Brill

Das SWR Vokalensemble Stuttgart hatte, stimmlich glockenrein, im dunklen Saal Ligetis magische Klangüberlagerungen kaum beendet, als auch schon das Fagott betörend aus dem Hintergrund zum Anfangsmotiv des "Sacre" und seiner Aufforderung zur "Anbetung der Erde" anhob. Langsam ging das Licht an, die Wirkung war bezwingend.

Wohl auch deshalb, weil niemand mit diesem verblüffenden Kunstgriff gerechnet hatte. In erster Linie aber, weil sein tieferer Sinn sich unmittelbar übertrug: Die Menschen im Räderwerk der Ewigkeit - und das ewige Licht ("Lux aeterna") leuchte ihnen... Schon im ersten Teil des Abends war mit Ligetis Orchesterwerk "Apparitions" (1958/59) und seinen "Clocks and Clouds" (1972/73, für 12-stimmigen Frauenchor und Orchester) dieses Leitmotiv angeklungen.

Die Zeit scheint still zu stehen bei diesen ins schier Endlose gedehnten Klangsequenzen, bis (bei "Apparitions") eine plötzliche Fortissimo-Eruption nichts Geringeres als den Urknall suggeriert. Die kongeniale Visualisierung der Brüder Nick und Clemens Prokop auf einer nur etwa sechs mal drei Meter großen, von der Decke herab hängenden Bildtafel trug ungemein zur Intensivierung des musikalischen Ausdrucks bei.

Zu Beginn schon hatten die Bamberger unter Leitung ihres in Hochform agierenden Chefdirigenten Jonathan Nott mit Arthur Honeggers "Pacific 231" (von 1923) mit kraftvollem Blech und sonoren Holzbläsern ihre Visitenkarte eindrucksvoll vorgelegt. Mit Strawinskys "Sacre" aber machten sie am Ende die Sensation perfekt. Hierbei verbanden sich klangliche Raffinesse mit schneidender Schärfe, polyrhythmische Motorik mit urwüchsigem Farbenreichtum zu einer quasi archaischen Ekstase. Eine elektrisierende Darstellung, die im fast ausverkauften Haus schließlich zu Recht mit starkem Applaus gefeiert wurde.

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