Aus für die Klangstation im Godesberger Bahnhof

Dezernent Ludwig Krapf stellt neues Konzept vor - Veranstaltungen des "Musiknetzwerks" der Geschwister Valentine sollen ab Juni im "Route 66" über die Bühne gehen

  Der Bahnhof  hat wohl als Klangstation ausgedient. Der Pächter hat offenbar andere Pläne.

Der Bahnhof hat wohl als Klangstation ausgedient. Der Pächter hat offenbar andere Pläne.

Foto: Friese

Bad Godesberg. Ein "ganz schwere Nuss" sei zu knacken gewesen, jetzt aber liege ein "schlüssiges Konzept" vor: Am Montag präsentierte Bonns Kulturdezernent Ludwig Krapf, wie künftig die Arbeit des verblichenen Vereins Bonner Rockmusiker (VBR) fortgeführt werden soll.

Zu Beginn des vergangenen Jahres hatte den Vereinsmusikern das Wasser bis zum Hals gestanden, der Insolvenzantrag wurde unvermeidbar ( der GA berichtete). Damit gerieten die Klangstation im Bad Godesberger Bahnhof und das R(h)einkultur-Festival in Gefahr.

Über das befürchtete Kentern dieser Flaggschiffe hinaus drohte das komplette Konzept der Bonner Rock-Nachwuchs-Förderung Schiffbruch zu erleiden. Vergleichsweise rasch ließ sich das renommierte Umsonst-und-draußen-Festival retten. Bis der Rest der VBR-Konkursmasse wieder flott gemacht werden konnte, verstrich dagegen ein Dreivierteljahr.

Hauptgrund für die lange Dauer war das Bemühen von Kulturausschuss und Verwaltung, bei einer Neuauflage des Förderwerks für Rock- und Popmusik Fehler der Vergangenheit zu vermeiden. Im Klartext: Zum einen wollte die Verwaltung, anders als zu Zeiten des VBR, Gastronomie- und Kulturbetrieb in der Klangstation getrennt wissen. Zum anderen sollten die Steuerleute des untergegangenen Vereins bei dessen Nachfolger nicht wieder als Lotsen an Bord gehen. Neue Köpfe mussten her.

Die Kulturverwaltung glaubt, mit den Geschwistern Shirin und Cyrus Valentine nun verlässliche Partner für den kulturellen Teil der Arbeit gefunden zu haben. Beide sind selbst "Gewächse" der Klangstation, nicht aber Ex-Vorstände im VBR.

"Seit 1989 war der Probenraum im Hansa-Haus so etwas wie unser zweites Zuhause", erinnert sich Shirin. Und ihr Bruder ergänzt: "Durch die Nachwuchsarbeit des VBR haben wir den Sprung in die professionelle Musikindustrie geschafft."

Nun wollen die beiden ihr Wissen an die nächste Generation weitergeben, ihr Unternehmen "Das Musiknetzwerk" erhielt den städtischen Zuschlag und demnächst auch die im Haushalt vorgesehenen 55 000 Euro als "finanzielles Rückgrat" (Krapf) für ihre Arbeit mit jungen Bonner Bands.

Insbesondere die erste Bedingung für die VBR-Nachfolge aber erwies sich als tückisch: Musiker und Gastronom hätten die Klangstation gemeinsam nutzen sollen. Am liebsten hätte Krapf es gesehen, wenn der gastronomische Pächter nicht die Vielzahl kleinerer Konzerte in seinen Räumen hätte dulden müssen, sondern nur rund zehn größere Veranstaltungen pro Jahr. "Nur so hat er Freiraum, um wirtschaften zu können", glaubte Krapf.

Freiraum ja, doch nicht genug, befand der Pächter selbst. Er wollte nicht vertraglich an Veranstaltungen mit Nachwuchsbands gebunden sein und versagte dem Konzept seine Zustimmung.

Doch auch für dieses Problem ist eine Lösung in Sicht. Alle Veranstaltungen von "Das Musiknetzwerk" sollen künftig im "Route 66" Am Michaelshof in der Godesberger Fußgängerzone stattfinden. Bis zu 450 Besucher passen in den Club, bereits am 14. Juni ist die erste Veranstaltung dort geplant. Ihr Kontaktbüro für Nachwuchsmusiker im Hansa-Haus werden die Valentines bereits zwei Wochen zuvor öffnen. Die Zeiten des Godesberger Bahnhofs als Klangstation scheinen vorüber zu sein.

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