Ausnahmetalent glänzt bei Beissels Matineekonzert
Für den solistischen Mittelpunkt des Matineekonzerts hatte Heribert Beissel eine junge Geigerin gewinnen können, die mit Mendelssohns d-Moll-Konzert ein beeindruckendes Zeugnis ihrer außergewöhnlichen Begabung ablegte.
Bonn. Für den solistischen Mittelpunkt seines letzten Matineekonzerts dieser Saison, die in der wie immer bestens besuchten "Kleinen Beethovenhalle" in Muffendorf unter dem Motto "Gradus ad parnassum" bereits in zweiter Runde Nachwuchsmusikern, vornehmlich aus der Betreuung durch die Bonner Musikschule, Gelegenheit gibt, bislang Erreichtes zu demonstrieren, hatte Heribert Beissel mit Jella Linnert eine hochbegabte junge Geigerin gewinnen können, die mit Mendelssohns d-Moll-Konzert ein höchst beeindruckendes Zeugnis ihrer außergewöhnlichen Begabung ablegte. Anfänglicher Nervosität zum Trotz gewann die erst Sechzehnjährige zusehends an Souveränität und sprühte im Werk des dreizehnjährigen Genies nur so vor Musikalität.
Mit unaufdringlicher Virtuosität umspielt Linnert die thematischen Orchesterlinien im Kopfsatz, um im ungarisch angehauchten Finale mit seinen kadenzartigen Einschüben, sicher geführt durch Beissels, an vielen Pulten frisch besetztes Chur Cölnisches Kammerorchester, unerhört spielfreudiges Temperament zu entfalten. Auf die Karriere dieser jungen Musikerin darf man gespannt bleiben.
Mit einem homogen geschlossen musizierten, recht unterhaltsamen Mozart-Divertimento in D (KV 205) für Streicher (und zwei klangfarbenfrischen Hörnern), dessen Eingangs-Largo auf Glucks "Orpheus-Klage" verweist, war der Morgen begonnen worden.
Der zweite Teil des Konzerts stand dann im Zeichen der romantischen Streicherserenade: Auf Griegs mit Schwermut zelebrierte "Zwei Nordische Weisen" op. 63 folgte mit Charles Hubert Hastings Parry, den Eingeweihte vermutlich "nur" als Bach-Biografen kennen, eine echte kleine Entdeckung: "An English Suite" klingt einerseits zwar ein wenig nach Strawinskys "Pulcinella-Suite", verfügt andererseits aber über genügend eigenständig britisches Idiom, um nicht epigonal zu wirken.
