Ausstellung erinnert an "Bonner Künstler-Vereinigung 1914"

Sehnsüchtiger Blick aus dem Fenster - Stadtmuseum zeigt künstlerische Vilefalt der goldenen Zwanziger Jahre

Ausstellung erinnert an "Bonner Künstler-Vereinigung 1914"
Foto: Museum

Bonn. Zwar formierte sich die "Bonner Künstler-Vereinigung 1914" kurz vor dem Ersten Weltkrieg, doch setzten ihre regelmäßigen Ausstellungsaktivitäten erst 1920 ein. Bis zu ihrer - letztlich erzwungenen - Auflösung im Jahre 1933 richtete sie im Städtischen Museum Obernier mit zwei Ausnahmen eine Jahresschau ein.

Als verbindendes Element dieser Gruppe, die allerdings neben einem "harten Kern" einer stetigen Fluktuation unterworfen war, erwiesen sich weniger stilistische Gemeinsamkeiten oder avantgardistische Zielsetzungen als vielmehr die Bemühungen um öffentliche Anerkennung und materielle Sicherheit in Zeiten der Inflation.

Diese nicht gerade günstigen Voraussetzungen erklären das heterogene Erscheinungsbild der vom Stadtmuseum Bonn und von der Peter-Schwingen-Gesellschaft Bonn-Bad Godesberg eingerichteten Ausstellung "Die Bonner Künstler-Vereinigung 1914".

Bei aller Vielfalt lassen sich jedoch beachtliche Themen- oder Werkgruppen entdecken. Von Maria Kunz stammt ein strahlendes "Stillleben" mit so haptisch gemalten Zinnien, dass man sie aus dem Bilde pflücken möchte. Em Oeliden hat 1926 einen "Frühlingsstrauß in Vase" mit leichter Formreduktion geschaffen.

Der Maler Alfred Bucherer dagegen hat 1930 in seinem "Stillleben" auf einen altmeisterlichen Trompe-l' il Effekt gesetzt. Die "Lautenspielerin" von der Hand Carl Theodor Asens vereint das - freilich anonyme - Porträt mit einem Blumenstillleben auf einer Leinwand. Das Bildnis "Stella Ankers" von Hans Thuar verrät noch 1920 die Herkunft des Malers aus dem Rheinischen Expressionismus.

Auch er schwelgt bei lebhaftem, kantig gebrochenem Pinselstrich in leuchtenden Farben. Das von Paul Türoff 1930 lebensnah gemalte Porträt "Paula Ringsdorff" lässt weniger einen konventionellen Künstler als die Wünsche einer etablierten Auftraggeberin vermuten. Das Bildnis ist einem damals schon etwas anachronistischen Realismus verhaftet.

Louis Ziercke hat zehn Jahre zuvor seine "Braut Maria" in vergleichsweise kühnem Expressionismus gesehen. Heinrich Reifferscheid, den man wegen seines Bekanntheitsgrades gern in der Künstler-Vereinigung sah, hat 1925 mit der "Frau auf der Wiese" eine schöne Stimmungslandschaft gemalt.

Sie "lebt" von Reminiszenzen an den deutschen Impressionismus. Als Radierer wird dann Georg Broel vorgestellt, dessen aus Mappenwerken entnommene Blätter "An die Heimat" und "Waldsymphonie" eine symbolistische Natursicht erahnen lassen. Allein wegen seiner "Landschaft mit Fluss" möchte man Karl Bessenich als einen Meister der Bildstruktur und der Farbe loben.

Im "Blick aus dem Fenster", dem Titelbild der Ausstellung, scheint er gleichsam mit sich selbst zu wetteifern. Das schöne Gemälde verbindet nach romantischer Tradition Innen- und Außenwelten, dies jedoch aus dem Geist des Rheinischen Expressionismus, dem er zeitweilig nahestand.

Eine herbe Bildsprache sprechen die Zeichnungen von Walter Rath, der 1929 nach dem Tod des Bildhauers Karl Menser den Vorsitz der Bonner Künstler-Vereinigung 1914 übernahm. Die Ausstellung ist ein beredter Beweis für die vitale Bonner Kunstszene der 1920er Jahre; sie erinnert zu Recht an all die Künstler, die nun vielleicht dem Schatten der großen Rheinischen Expressionisten entgehen können.

Stadtmuseum Bonn; bis 5. Juli. Mo 9.30-14, Do bis Sa 13-18, So 11.30-17 Uhr; Begleitheft 3 Euro.

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