Ausstellung im Arp Museum Die Kunst beschäftigt sich mit dem Klimawandel

Rolandseck · In Remagen-Rolandseck wirft eine Ausstellung im Arp Museum mit Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart aus der Unicef-Sammlung von Gustav Rau Schlaglichter auf den Zustand der vier Elemente.

 Das Foto "Bangladesch: Der Exodus der Rohingya" von K. M. Asad gewann 2017 den zweiten Preis des Wettbewerbs "Unicef-Foto des Jahres".

Das Foto "Bangladesch: Der Exodus der Rohingya" von K. M. Asad gewann 2017 den zweiten Preis des Wettbewerbs "Unicef-Foto des Jahres".

Foto: ZUMA PRESS

Erde, Wasser, Luft und Feuer halten als Grundbausteine des Lebens die Welt, unsere Zivilisation zusammen. Gerät da etwas aus den Fugen, etwa durch den Klimawandel, wird's prekär: "Die Erde ist ein Planet, der kaputt ist, das Ding ist in ewiger Reparatur", wusste schon Kurt Tucholsky in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts.

Eine Ausstellung über die vier Elemente zu machen, ohne deren Gefährdung zu thematisieren, kann man sich im Herbst 2019 nicht mehr erlauben. Nicht nach Dürre- und Flutkatastrophen, nicht im Zuge der unter anderem dadurch ausgelösten Flüchtlingsströme oder angesichts von Artensterben und schmelzenden Polkappen. Nun ist es so, dass zwar der Klimawandel seit dem frühen 19. Jahrhundert systematisch erforscht wird, die Kunst das Thema aber erst sehr spät aufgriff. Eines der eher seltenen Beispiele ist Claude Monets Bild "Hochwasser", das die Folgen einer außergewöhnlichen "Eisflut" im Winter und Frühjahr 1881 dokumentiert.

Susanne Blöcker, Kuratorin der Kunstkammer Rau, verfiel auf die Idee, 42 Werke aus der Sammlung von Meistern wie Jan Polack und Johann Georg Platzer, Odilon Redon und Paul Signac, Alfred Sisley und Camille Pissarro, Albert Marquet und Max Liebermann mit 20 Fotos aus verschiedenen Jahrgängen des Wettbewerbs "Unicef-Foto des Jahres" in einen Dialog zu bringen.

Das klingt als Konzept besser als die Ausführung es ist: Das Ergebnis an der Kunstkammerwand ist meist doch arg an den Haaren herbeigezogen. Da wird das Thema Luft einerseits etwa mit Redons Wagen des Apollo im wolkigen Götterhimmel und Eugène Louis Boudins grauem "Strand von Trouville" illustriert - andererseits mit Alex Masis Hochglanzfotos missgebildeter Menschen, später Opfer der Bhopal-Katastrophe. 1984 war im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh ein Chemiewerk der Union Carbide Corporation explodiert - mit Folgen bis in unsere Gegenwart.

Schockierende Bilder ohne Anknüpfungspunkte mit der Rau-Sammlung. So geht es weiter von Element zu Element. Der Dialog zwischen Kunst und Dokumentationsfoto erstirbt. Dabei sind die einzelnen Dialogpartner durchaus hochkarätig: Kai Löffelbeins Foto eines Jungen, der in Ghana aus "unserem Schrott" unter Gefährdung seiner Gesundheit Verwertbares heraussucht (Thema Erde) geht ebenso unter die Haut wie die fliehende Rohingya-Frau mit ihrem Baby, die das rettende Ufer in Bangladesch erreicht (K. M. Asad, Thema Wasser).

Auch die mehrheitlich hochklassigen Rau-Werke erzählen Geschichten: Interessant ist etwa die Entdeckung des echten Himmels in der Kunst, der zunächst im sakralen Gold schimmerte und das Revier von Göttern und Engeln war. Mitte des 15. Jahrhunderts findet der Himmel dann wie eine Fata Morgana den Weg ins Bild.

Der von der niederländischen Malerei geprägte Kölner Meister des Marienlebens schuf ein "Jüngstes Gericht", in dem zwischen der göttlichen Zone oben und der Scheidung der Seelen unten rautenförmig eine geradezu realistische Landschaft durchbricht. Es gibt etliche derartige Überraschungen, wunderbare Stillleben sowie impressionistische Landschaften - und natürlich auch viele, viele alte Bekannte in der mittlerweile 16. Rau-Ausstellung seit 2009.

Irgendwann hat man alle 275 Werke der in Rolandseck beheimateten Unicef-Sammlung gesehen. Blöckers Elemente-Konzept geht nur bedingt auf. Beim "Feuer" geht ihr sogar die Luft aus: Nur vier Bilder für ein Thema, das von der Liebe über die Kochkunst bis zum Krieg jeden heiß machen dürfte.Arp Museum Rolandseck; bis 1. Juni 2020. Eröffnung: 22. September, 11 Uhr. Di-So 11-18 Uhr.

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