Dokumentation des Bösen Ausstellung und Kunstprojekt erinnert an das Schicksal Siegburger Familie Heli

SIEGBURG · Im Jahr 2011 hat die Siegburger Galeristin Daniela Limberg dem Archiv des Rhein-Sieg-Kreises den "Nachlass Heli", der aus zahlreichen Fotos, Briefen und Büchern besteht, zur Dokumentation und Archivierung übergeben. Das jüdische Ehepaar Max und Cecilia Heli hatte der Familie von Limbergs Ehemann vor seiner Deportation im Juli 1942 die Unterlagen anvertraut.

 Gedenk-Räume: Studenten der Rhein-Sieg Akademie für Realistische Bildende Kunst und Design in Hennef haben dem Schicksal der Familie Heli verschiedene Schaukästen und Collagen gewidmet, die in unserer Montage zu sehen sind.

Gedenk-Räume: Studenten der Rhein-Sieg Akademie für Realistische Bildende Kunst und Design in Hennef haben dem Schicksal der Familie Heli verschiedene Schaukästen und Collagen gewidmet, die in unserer Montage zu sehen sind.

Foto: Holgar Arndt

So war der Nachlass Jahrzehnte später in die Hände von Daniela Limberg gelangt. Gestern wurde die Ausstellung "Gedenk-Räume. Die jüdische Familie Heli in Siegburg. Gerettete Erinnerungen - gegenwartsorientiert und zukunftsgewandt" im Foyer des Kreishauses eröffnet.

Kreisarchivarin Claudia Arndt sagte zur Realisation der Ausstellung: "Es handelt sich um ein Familienschicksal von mehreren, die in dieser Ausstellung gezeigt werden. Letztendlich ist dies aber der Dreh- und Angelpunkt, denn ohne den "Nachlass Heli" wäre es uns überhaupt nicht möglich gewesen, diese jüdischen Schicksale stellvertretend für alle Juden, die einmal in unserer Region lebten, nachzuzeichnen und damit die Erinnerung an diese Menschen wachzuhalten."

Seit Juli 1941 mussten Max und Cäcilia Heli in der Brandstraße 44 wohnen, einem sogenannten Judenhaus, in das Juden zwangsweise eingewiesen wurden. Ein Jahr später wurden alle dort Lebenden von der Brandstraße abgeholt, auf Lastwagen gepfercht und zu den Messehallen Köln-Deutz gebracht. Vermutlich hat die Familie kurz zuvor ihre verbliebenen Habseligkeiten - die Fotos, Briefe und Bücher - übergeben, von denen Teile in der Ausstellung zu sehen sind. Im Juli 1942 wurden das Ehepaar und alle mit ihm nach Minsk Deportierten sofort nach der Ankunft ermordet.

Ergänzt wird die Schau durch ein Projekt von Kunststudenten der Rhein-Sieg Akademie für Realistische Bildende Kunst und Design in Hennef (RSKA), die sich intensiv mit dem Nationalsozialismus und der Judenverfolgung beschäftigt haben. Die jungen Leute haben ihre Empfindungen unter Einbindung des Schicksals der Familie Heli künstlerisch in "Denk-Räumen" zum Ausdruck gebracht. Dabei handelt es sich um kleine Schaukästen, in denen Collagen mit plastischen Objekten zu sehen sind, die sich mit Rassismus, der Kindheit, der Angst und Bedrohung während der Nazi-Zeit beschäftigen.

In fast allen Installationen sind Fotos der Siegburger Familie Heli eingearbeitet. Auch in der von Tanja Geltsch, die aus den Bildern ein Kartenhaus errichtet hat, das zeigen soll, "dass alles, wie beständig es auch scheint, jederzeit einstürzen oder zerbrechen kann". So wie das Leben der Familie Heli aus Siegburg. Klaus D. Honemann, Dozent an der RSKA, erinnert in seiner Arbeit an das Leid der Familie Heli, aber auch daran, dass "das Böse allgegenwärtig ist und nur auf seine Chance wartet". Die Ausstellung soll ein Appell sein, auch heute wachsam zu sein.

Info: Die Ausstellung "Gedenk-Räume" im Foyer des Siegburger Kreishauses ist noch bis zum 29. November zu sehen.

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