Schau im Künstlerforum Bonn Ausstellung zeigt den Wald von seiner zerbrechlichsten und schönsten Seite

Bonn · Eine Gruppen-Schau im Künstlerforum Bonn zeigt berührende Werke zum Thema Wald und dessen Zerstörung. Es handelt nicht sich nicht um eine Klimakatastrophen-Schau

 Die "Spuren" von Katja Wickert wirken beruhigend und mahnend zugleich.

Die "Spuren" von Katja Wickert wirken beruhigend und mahnend zugleich.

Foto: Freya Dieckmann

Vogelgezwitscher und Flugzeuglärm, dazwischen melancholische Klaviermusik. Auf einer Leinwand laufen meditative Aufnahmen von Gewässern, in denen eine braun-weiße Suppe aus Blütenpollen schwimmt.

Die derzeitige Ausstellung „Der Wald und der Sturm“ im Künstlerforum Bonn ist keine weitere Klimakatastrophen-Schau, die den Besucherinnen und Besuchern lautstark ihre Mitschuld am Klimawandel entgegenbrüllt. Auf sanfte, tief berührende und leicht melancholische Art und Weise zeigen die Werke der insgesamt zehn Künstlerinnen und Künstler den Wald von seiner zerbrechlichsten und schönsten Seite.

Dabei wird die Natur durch simple und schlicht gehaltene Kunstwerke zelebriert. Die vollkommene Reduziertheit bringt die Wirkung, die Wald und Natur auf den Menschen haben, auf den Punkt: Die Räume wirken beruhigend. Statt dem in einigen Ausstellungen typischen „White-Cube-Effekt“, das heißt Kunstwerke, die leblos an weißen Wänden hängen, erfüllen die Blätter, Hölzer und Zeichnungen den Raum mit einer organischen Präsenz.

Meditative und kritische Auseinandersetzung

Die Gruppenausstellung wolle die erschreckende Veränderung des Waldes durch heftige Stürme, zunehmende Trockenheit und vermehrte Anfälligkeit der Bäume für Schädlinge aufzeigen, erklärt das Künstlerforum. Dafür hätten sich die Künstlerinnen und Künstler nicht nur mit den Folgen von Stürmen auseinandergesetzt, sondern auch mit ihrer eigenen Beziehung zum Wald.

Diese meditative und kritische Auseinandersetzung ist bei vielen Werken zu spüren. Etwa bei Katja Wickerts „Spuren“. Dort ist eine Gruppe von Federn zu sehen, die auf neun Bildtafeln befestigt auf dem Boden stehen. Das Besondere an ihnen: Sie wurden nicht künstlerisch in Form gebracht, sondern sind genauso, wie jede und jeder von uns sie schon einmal gefunden hat – grau, schmutzig und zerzaust. Auf transluzentes Papier geklebt werden sie durchleuchtet. Dadurch wirken sie filigran und zerbrechlich, aber gleichzeitig bedrohlich. Dermaßen dekontextualisiert, in einer Kunstausstellung, wirken die Tafeln wie Grabsteine und die Kabel, die sie mit Strom und Licht versorgen, wie kalte Atemschläuche. Sie scheinen eine Mahnwache für den Wald zu halten.

Ähnlich zwiespältig ist Markus Bollens Videoinstallation „Do-it-with-Flowering Pond“. Sie zeigt Blütenpollen, die sich auf der Oberfläche eines Sees angesammelt haben und dort friedlich hin- und herwiegen. Das passiere allerdings, wenn die Bäume „in Stress“ seien wegen verschlechterter Umweltbedingungen, so der Künstler. Sie produzierten dann vermehrt Pollen und Samen, um das eigene Genmaterial weiterzugeben. Das sei „kein gutes Zeichen“.

Einige Werke der Ausstellung lassen jedoch vermuten, dass das Thema Wald sich nicht ohne etwas Kitsch betrachten lässt. Orange-gelbe Blätter auf strahlend grünen Wiesen oder üppige Baumkronen, die immer wieder als Bilder einer Diashow gezeigt werden, wirken eher wie schrille Postkartenmotive. Dass das Thema Wald und seine Zerstörung aber alles andere als einseitig ist, zeigt diese Ausstellung allemal.

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