Beethoven-Haus Ausstellung zeigt die Faszination Franz von Stucks mit Beethoven

Bonn · Ludwig van Beethoven ist 42 Jahre alt, als der Wiener Bildhauer Franz Klein 1812 das Gesicht des Komponisten in Gips abformt, als Grundlage für eine Porträtbüste. Interessanterweise wird im Verlauf der nächsten hundert Jahre aber nicht die ausgeführte Plastik, sondern die Lebendmaske selbst zur Grundlage für eine besondere Beethoven-Verehrung.

Kuratorin Silke Bettermann erklärt Franz von Stucks Gipsrelief von Beethoven, um 1900.

Kuratorin Silke Bettermann erklärt Franz von Stucks Gipsrelief von Beethoven, um 1900.

Foto: SCHOENEBECK

Sie wird sowohl vom bürgerlichen Publikum getragen als auch von den bildenden Künstlern geteilt und erreicht ihren Höhepunkt im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Im monumentalen Beethoven-Denkmal, das Max Klinger 1902 in Leipzig zeigte, wird der Komponist zum Künstler-Gott erhoben und der Welt der Sterblichen entrückt.

Auch der Münchener Maler und Bildhauer Franz von Stuck gilt als glühender Verehrer von Beethoven. Ihm hat das Beethoven-Haus jetzt eine kleine, aber feine Sonderausstellung gewidmet, die den Kult um den großartigen Komponisten in der Zeit um 1900 exemplarisch spiegelt.

Die Lebendmaske spielt auch hier eine immense Rolle, denn die Gesichtszüge des Künstlers wurden "als Ausdruck einer ernsthaften, kämpferischen und um Höheres ringenden Persönlichkeit gesehen", wie Kuratorin Silke Bettermann im hervorragenden Katalog schreibt. Nachgüsse der Maske waren überaus populär und zum beliebten Schmuck von Musiksalons und Wohnräumen des Bildungsbürgertums geworden. Das Beethoven-Haus selbst ist im Besitz der ältesten erhaltenen Abformung der Maske und hat das aus Sicherheitsgründen selten öffentlich präsentierte Werk für die Ausstellung aus dem Sammlungsarchiv geholt.

Franz von Stucks Auseinandersetzung mit dem Porträt Beethovens beginnt Mitte der 1890er Jahre, ebenfalls auf der Grundlage der Lebendmaske. Silke Bettermann vermutet, dass von Stucks Interesse am Thema sowohl durch die intensive romantisch geprägte Beethoven-Verehrung seiner Künstlerkollegen aus München als auch aus einer persönlichen Bewunderung und Musikbegeisterung entstand. Wirtschaftliche Gründe mögen auch eine Rolle gespielt haben, denn "die Nachfrage nach modernen Fantasie-Porträts des Komponisten war ungebrochen groß".

Über Jahre hinweg gestaltete Stuck immer wieder das Bildnis Beethovens in Gemälden und Plastiken. Einiges davon ist in der Sonderausstellung zu sehen und belegt die Absicht des Künstlers, ausgehend vom Vorbild der Lebendmaske, den Komponisten kraftvoll und heroisch zu deuten. Diese Interpretation muss ganz im Sinne des Publikums gewesen sein, denn Stucks Beethoven-Darstellungen wurden ausgesprochen erfolgreich und begehrt.

Beethoven-Haus Bonn, Bonngasse 20, Remagen, bis 24. November, täglich 10-18 Uhr, Begleitbuch 38 Euro. Am 11. August , 16 Uhr spricht Silke Bettermann über "Leidenschaft und Lebenslust" von Franz von Stuck.

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