Beethovenhalle Ausstellung zu Ehren von Kurt Masur: Bewegt durch die Kraft der Musik

Bonn · Der Maestro ist nicht gut zu Fuß. Gesundheitliche Rückschläge in der letzten Zeit haben ihren Tribut im Leben des 85-jährigen Dirigenten Kurt Masur, der politisch engagierten Figur in der DDR-Wendezeit, gefordert.

Doch wenn er ans Mikrofon tritt und mit fester Stimme von der Liebe zur Musik und der Macht und dem Zauber Beethovens spricht, kann man sich des Charismas nicht erwehren. "Die Ziele, an die Beethoven gedacht hat, sind noch nicht erreicht", sagte Masur gestern Abend in der Beethovenhalle anlässlich der Eröffnung der faszinierenden Ausstellung "Kurt Masur - Ein Leben bewegt durch die Kraft der Musik", die Anna-Barbara Schmidt zum 85. des Maestros für Leipzig konzipierte und die jetzt vom Beethoven-Haus und dem Beethovenfest in Bonn präsentiert wird.

Masur, Homo politicus durch und durch, nutzte die Anwesenheit von vielen Gästen aus Politik und Kultur, einschließlich des Oberbürgermeisters Jürgen Nimptsch, dazu, von seiner Vision zu sprechen. Er wolle eines Tages hier stehen und den Bonnern zu ihrem Festspielhaus gratulieren. "Bleiben Sie gesund, stark und Beethoven gewogen" rief er den Bonnern zu. Am Rande der Eröffnung war Masur zum Thema Festspielhaus deutlicher geworden.

Ob er traurig sei über den Verlauf des Projekts. "Traurig, nein, ich verstehe das nicht, es ist eine ausgelassene Chance", antwortete er. "Bonn ist eine seltsame Stadt", klagte er, der sich immer wieder in die Debatte um das Festspielhaus eingeschaltet hat, "sie ist sich zum Teil bewusst, dass sie Beethovenstadt ist und eine Verpflichtung hat". Es könne aber auch passieren, dass übermorgen jemand das Festspielhaus zur Disposition stelle - "in Bonn kann man Überraschungen erleben."

Für Beethovenfest-Intendantin Ilona Schmiel war Masurs Besuch "ein großer Tag für Bonn". Sie erinnerte unter anderem an die Aufführung aller Beethoven-Sinfonien durch das Orchestre National de France unter Masur im Jahr 2008 beim Beethovenfest. Nimptsch sagte zu Masur: "Es ist mehr als Achtung, als Respekt, als großer Dank, was wir Ihnen schulden. Die Stadt Bonn liebt Sie."

"Sie haben immer die Stimme vernehmbar erhoben, wenn es um die Beethovenstadt Bonn ging", diese Beobachtung war Malte Boecker, Direktor des Beethoven-Hauses, wichtig. Er würdigte etwa Masurs Engagement für den Erwerb des Autographen der Diabelli-Variationen als Vorsitzender des Vereins Beethoven-Haus.

Masurs enge Verbundenheit mit Bonn und Beethoven war den Machern der Ausstellung zum 65. Dirigentenjubiläum eine extra Tafel wert, die auf Initiative des Beethoven-Hauses in die Schau integriert wurde. Insgesamt mehrere Dutzend Tafeln lassen Masurs Leben und Wirken Revue passieren, breiten historisches Fotomaterial und Beispiele aus der umfangreichen Korrespondenz des Maestros aus.

Sein Werdegang, der nach Krieg und Kriegsdienst 1946 in der zerbombten Staatlichen Hochule in Leipzig begann, wird bis zu den Sternstunden als Gewandhaus-Kapellmeister und Chef der New Yorker Philharmoniker nachgezeichnet. "Ich glaube, ich habe ganz gut Klavier gespielt. Nur vom Blatt - das war ganz mies. Aber sie haben mich trotzdem genommen", erinnert er sich an seine Anfänge. Was dann folgte, nachdem Masur 24-jährig seine erste Beethoven-Sinfonie dirigiert hatte, ist spannende Musikgeschichte. "Kein Moment in meinem Leben ist normal", sagt er gestern: "Ich durfte meinem Leben viele Farben abgewinnen".

Die Schau ist zum Beethovenfest jeweils eine Stunde vor den Konzerten geöffnet.

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