Beethovenhalle Bach-Chor Bonn führt Dvoráks Requiem auf

Bonn · Seitdem Horst Meinardus, bis 2006 für über dreißig Jahre Chordirektor an der Kölner Oper und ab 1990 für den Philharmonischen Chor der Domstadt verantwortlich, vor drei Jahren die Leitung auch des Bach-Chors Bonn übernommen hat, hat dieser Chor künstlerisch einen gewaltigen Aufschwung erlebt.

Auf eine Hundertschaft verstärkt durch Gäste aus Köln und Brüssel hatte man zu Allerheiligen in der Beethovenhalle Antonín Dvoráks Requiem präpariert, ein Werk, das ein wenig im Schatten der Genre-Klassiker von Mozart, Verdi oder Brahms steht.

Dies mag vielleicht auch an seiner spezifisch böhmischen "Mischung aus Herbheit und Süße" liegen, die, nicht sorgsam ausgehorcht, sentimentalen Untiefen breiten Raum lässt. Volksmusikantische Romantik aber ist Meinardus' Sache nicht. Jene "Mischung" in dieser Totenmesse liest er als kontrastreiches Spannungsfeld, ein unprätentiöses Ringen um religiöse Wahrheit.

An den Chor stellt Dvoráks Opus 89 mit seiner komplexen Rhythmik und extrem gegeneinander geschnittenen Dynamik enorme Anforderungen, die indes souverän gemeistert wurden. Einzig bei den Frauenstimmen kam es gelegentlich zu leicht zerfledderten Einsätzen. Im Solisten-Ensemble überzeugten vor allem Maria Ryu mit berückend timbriertem, fließendem Sopran und Vasilios Manis mit markanter Basslinie.

Reichlich Vibrato bei Hanna Larissa Naujoks, Alt, und Mark Rosenthal, der nicht ganz ohne "Drücker" auskam. Für den Orchester-Part hatte man die glänzend disponierte Neue Philharmonie Westfalen, eine Fusion der städtischen Klankörper von Recklinghausen und Gelsenkirchen, gewonnen. Begeisterter Schlussapplaus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Ein Virtuose mit viel Gefühl
Konzert mit Bruce Liu in der Philharmonie Köln Ein Virtuose mit viel Gefühl
Aus dem Ressort