Würdiges Open-Air-Finale BAP beschließen Kunst!Rasen-Saison 2016

Bonn · Kurz? Geht heutzutage nicht mehr. Nicht für BAP, und schon gar nicht für BAP auf Jubiläumstour im Rheinland. Dafür gibt es einfach zu viel Material und zu hohe Erwartungen.

40 Jahre hat die Kultband, die auf dem Kunst!Rasen für ein würdiges Finale der Open-Air-Saison 2016 sorgt, jetzt schon auf dem Buckel, 40 Jahre, in denen der herrlich unverblümte Kölschrock von Mastermind Wolfgang Niedecken ebenso prägend war wie die Musik von Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg und Marius Müller Westernhagen. Und natürlich, auch das ist typisch BAP, ist die Reise noch lange nicht zu Ende. Zumindest so lange Niedecken noch will. Er hat die exzellente Band auf Kurs gehalten, macht immer weiter, nimmt sich auch neuer Themen an. Jetzt wird also mit den „beliebtesten Liedern“ und den neuen Songs vom Album „Lebenslänglich“ ausgiebig gefeiert. Und das Publikum? Ist selig. Und feiert mit.

Rund 6500 Zuschauer sind in die Rheinauen gekommen, um der mehr als ausgiebigen Werksschau beizuwohnen, dieser ganz besonderen Mischung aus unglaublich vielseitigem, erdigem Rock und politischen Statements, die bei BAP schon immer eine zentrale Rolle gespielt haben und auf die Niedecken auch weiterhin großen Wert legt. Zugegeben, früher hätte er wahrscheinlich nie bei einer Privatfernseh-Show mitgemacht und dabei ein Lied von jemandem gesungen, der schon vor selbsternannten „Reichsbürgern“ aufgetreten ist und mit einigen kruden Aussagen für lautstarke Kontroversen gesorgt hat – doch unabhängig davon steht außer Frage, dass der 65-Jährige seit jeher zu jenen Künstlern gehört, die Haltung zeigen und sich auch nachdrücklich gesellschaftskritisch äußern. Ob mit Klassikern wie „Kristallnaach“, dem leider heute immer noch aktuellen „Arsch huh“ oder mit neuen Titeln wie „Absurdistan“ (dem ersten Hochdeutsch-Versuch Niedeckens) und „Vision vun Europa“, die natürlich allesamt in Bonn erklingen. Ohnehin greifen BAP ausgiebig ins „Lebenslänglich“-Repertoire. Dafür ist auch auf einer Jubiläumstour immer genug Zeit.

Zeit – das ist ohnehin ein Begriff, zu dem BAP eine ganz spezielle Beziehung haben. Ihre Lieder sind nun einmal zeitlos, ebenso wie offenbar auch Niedecken selbst, der Nukleus und Impulsgeber der Band, der ewig Rührige und Unveränderliche in einer sich immer schneller wandelnden Welt. Dass der wunderbar präzise Drummer Sönke Reich noch nicht geboren war, als der 65-Jährige den Text zu „Verdamp lang her“ schrieb, spricht in dieser Hinsicht Bände. Kein Wunder also, dass BAP entweder Zeit hat oder sie sich einfach nimmt. Auch Gäste sind gerne gesehen, so wie diesmal der ehemalige Gitarrist von Fury in the Slaughterhouse, Thorsten Wingenfelder, der bei Niedeckens Version von Xavier Naidoos "Das schaffen wir zusammen" dazustößt. Mehr als drei Stunden kommen so am Ende auf dem KunstRasen zusammen, der auf diese Weise einen bravourösen Abschied von einer nicht ganz einfachen Saison samt Wetterkapriolen und Konzertverlegungen ins Brückenforum nimmt.

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