"Lebenslänglich" BAP stellen das neue Album in Berlin vor

Berlin · Ganz am Ende liegen sich die "Helden" in den Armen. Wim Wenders und Wolfgang Niedecken, seit langem befreundet, in Berlin eine gemeinsame Hommage an David Bowie singend, das hat was. Ein passendes Finale für diese Zeitreise, die gut zwei Stunden zuvor begonnen hatte mit "Frau, ich freu mich", also bei den Wurzeln der Band.

 BAP in Berlin: Wolfgang Niedecken und seine Musiker stellten im Berliner "Heimathafen" ihr neues Album vor. Ein ganz und gar sentimentaler Abend.

BAP in Berlin: Wolfgang Niedecken und seine Musiker stellten im Berliner "Heimathafen" ihr neues Album vor. Ein ganz und gar sentimentaler Abend.

Foto: RRenoir Design

Wolfgang Niedecken stellte mit BAP und vielen Gästen im "Heimathafen" das neue Album "Lebenslänglich" vor. Ein ganz und gar sentimentaler Abend. Am vergangenen Freitag ist das 18. Studio-Album von "Niedeckens BAP" (so heißt die Band offiziell wieder) erschienen. "Lebenslänglich" ist ein Album voller altersmilder Töne, aber eben auch politischer Songs, die in den letzten Tagen spürbar an Brisanz gewonnen haben. Er habe sich selbst erschrocken, wie aktuell die Lieder plötzlich seien, sagt der BAP-Chef, der in diesem Jahr 65 Jahre alt wird.

Zur Vorstellung gibt es ein kleines Release-Konzert in Neukölln. Draußen vor dem "Heimathafen" reiht sich eine Dönerbude an die nächste, türkische Hochzeitsgeschäfte, Handy-Shops, fast wie am Kölner Eigelstein. Im schmucken Saal singt Niedecken von "Absurdistan", der "globalen Geisterbahn", vom Dauerfeuer an den Konfliktherden. Die Schlagzeilen nach den Silvesterübergriffen haben den BAP-Chef nachdenklich gemacht. "Das ist nichts, was wir so schnell loswerden", sagt er.

BAP, diese Idee, der sich einige spinnerte Südstadt-Musiker in den 70er Jahren verschrieben haben, gibt es nun seit vier Jahrzehnten. Im Lauf der Jahre hat sich die Band immer wieder gehäutet, das letzte Mal nach der Akkustik-Tour vor zwei Jahren. Am Schlagzeug etwa sitzt nun Sönke Reich. Als 1981 "Verdamp lang her" entstanden ist, war der Mann aus Norderstedt noch gar nicht auf der Welt. In Berlin feiert er auf der Bühne seinen 33. Geburtstag. Bei dem Klassiker der Band-Geschichte sind es aber gerade seine glasklar klingenden Drums, die dem Song eine neue Struktur geben.

Der stärkste Song des Abends ist "Jupp", noch so ein Lied aus dem Frühwerk. Ulrich Rode, als Gitarrist nun ebenfalls fester Teil von BAP, hat hier beim Einstiegssolo einen seiner beeindruckenden Momente, die neue Wucht des Stücks entfaltet sich aber vor allem durch Schlagzeug und Percussion, für die wieder Rhani Krija verantwortlich zeichnet. Auf dem Album "Lebenslänglich" finden sich neben rockigen Stücken mehrere Balladen, die fortan zum Soft-Kanon der Band gehören dürften.

Er werde bestimmt nicht den Berufsjugendlichen zur Aufführung bringen, hat Niedecken in einem Interview gesagt, überhaupt sehe er sich heute als "melancholische Frohnatur". "Alles relativ" ist ein Stück dieses Lebensgefühls oder "Miehstens unzertrennlich", das von der Jugendliebe handelt. Stoppok kommt dann noch auf die Bühne ("Vision vun Europa"), Thees Uhlmann und Max Prosa. Es ist also ein ausgesprochen kurzweiliger und familiärer Abend. Und nicht ganz unerwartet singt Clueso "All die Aureblecke" mit Niedecken. Das Lied haben beide bei der "Echo"-Preisverleihung für sich entdeckt. "Nach dem Lebenswerk geht's weiter", sagt Niedecken schmunzelnd. Es ist ihm wohl ernster, als es in diesem Moment klingt.

Auf ihrer Jubiläumstour spielen BAP am 1. Juni in der Lanxess-Arena und am 22.Juli auf dem Bonner Kunst!Rasen. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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