Pallotti-Kirche Rheinbach Barockkonzert mit Vivaldi-Chor und Kammerorchester

RHEINBACH · Minutenlangen Applaus ernteten die Sänger und Musiker für das Passionskonzert am Samstag in der Pallottikirche. Unter der Leitung von Martin Kahle, Kantor der Evangelischen Kirchengemeinde Meckenheim, wurden drei Werke der italienischen Barockmusik dargeboten: das "Stabat Mater" von Giovanni Battista Pergolesi, das Oboenkonzert von Antonio Lotti und das "Gloria" von Antonio Vivaldi.

Pergolesi ist eines der jung verstorbenen Genies der Musikgeschichte, er wurde nur 26 Jahre alt. Sein Ruhm gründet sich vor allem auf dem "Stabat Mater", seinem letzten Werk. Ergreifend war schon der Anfang mit den sich stufenweise aufbauenden Vorhalten, aber dann das ganze Werk mit seinem Kontrast von wehmütigen und temperamentvollen Arien.

Die Wirksamkeit der Musik entspringt nicht einer besonderen Komplexität, sie ist einfach und berechenbar, besitzt aber das "gewisse Etwas", dessen Wirkung sich bis heute entfaltet. Für die Aufführung bildete sich der Vivaldi-Chor aus Sängerinnen des Meckenheimer Kammerchores. Jeweils acht Sängerinnen bildeten den Alt und den Sopran.

Als Solisten überzeugten Elisabeth Menke (Sopran) und ihre Mutter Christa Menke (Alt), sowohl bei den ruhigen Passagen, aber dann auch wieder kraftvoll und immer in hervorragender Qualität. Ein besonderer Hochgenuss waren Mutter und Tochter im Duett. Souverän wurde das Konzert durch das Kammerorchester begleitet, insbesondere beim Zusammenspiel mit der Oboe von Annette Dornauf beim Concerto A-Dur von Lotti.

Es überraschte, dass Vivaldis "Gloria" mit einem Frauenchor aufgeführt wurde. Den Anstoß dazu gab laut Kahle der Dirigent Andrew Parrott mit dem Argument: Vivaldi leitete in Venedig die musikalische Ausbildung an einem Waisenhaus für Mädchen, dem Ospedale della Pietá.

Die Kunstfertigkeit der Mädchen auf den Streichinstrumenten war so groß, dass Musikfreunde aus ganz Europa ihre Konzerte besuchten. An diesen Konzerten, bei denen die Mädchen durch ein Eisengitter den Blicken entzogen waren, waren keine Männer beteiligt - außer dem Maestro di Coro, Vivaldi, der ja Priester war! Parrott vermutet, dass Vivaldi die Männerstimmen in seinen geistlichen Stücken auch von den Mädchen hat ausführen lassen. Und das Ergebnis überzeugt: Es klingt wunderbar!

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