Mit Kölsch und der Neunten ins Herz Beethoven als Zugpferd auf der Touristikmesse in Berlin

Berlin · Bonn und die Region werben auf der Touristikmesse ITB für das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 in Bonn.

Die Welt da draußen soll es wissen. Sie soll es erfahren. Ludwig van Beethoven war ein großer Naturfreund. Er war – nach allem, was die Nachwelt darüber zusammengetragen hat – auch beherzter Kölschtrinker. Vor allem aber war er ein großer Komponist. Und jetzt haben die Stadt Bonn und die Region Rhein-Sieg einen großen Plan – für Besucher aus aller Welt am Donnerstag ausgebreitet auf der Internationalen Tourismus Börse (ITB). Ludwig van Beethoven, genauer gesagt ein Beethoven als silberfarbene Büste, glänzt an diesem Nachmittag in Halle 7.3a ausgerechnet im „Raum Berlin“. Mit dem Berlin/Bonn-Gesetz hat Beethoven definitiv nichts zu tun, er hätte darüber vermutlich auch nicht seine „Ode an die Freude“ komponiert.

Doch ein weltberühmter Bonner als Thema bei der ITB in Berlin inspiriert NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) dann sogar zu der Aussage, Beethoven hätte womöglich noch Impulse für die digitale Revolution geliefert, würde er heute leben. Ein „Geschenk für die Menschheit, ein Glückfall für Deutschland, ein Glücksfall für Bonn“ sei Beethoven, sagt Christian Lorenz, Künstlerischer Leiter der Beethoven Jubiläums Gesellschaft BTHVN2020. Für die Bundesregierung ist Beethoven Aushängeschild. Zuletzt lud Angela Merkel beim G20-Gipfel 2017 in Hamburg die Staats- und Regierungschefs in die Elbphilharmonie: zu Beethovens Neunter.

Beethoven als Marke

Und dieser Glücksfall soll sich auszahlen. Bonn und die Region präsentieren Beethoven als Marke – zum großen Beethoven-Jubiläum 2020. Sie wollen bei der weltgrößten Touristikmesse ITB in Berlin Menschen aus aller Welt in die Geburtsstadt des Komponisten locken, in der Beethoven 22 Jahre gelebt hat. Ob Vertreter des Landes NRW, der Stadt Bonn, des Rhein-Sieg-Kreises oder des Beethovenfestes – jeder hat seine Geschichte über den Weltkomponisten. Für Landrat Sebastian Schuster ist ein Fall klar: Wenn Beethoven heute in Bonn leben würde, müsste er zwingend durch den Rhein-Sieg-Kreis, um hinaus in die Welt zu kommen. Drachenfelser Ländchen, Siebengebirge, wunderbare Gegend für den Naturfreund Beethoven. Im Rhein-Sieg-Kreis gebe es unter den Kölschkneipen schon einen Wettbewerb, wo Beethoven sein Kölsch getrunken haben könnte, so Schuster. Fest stehe nur: Er hat Kölsch getrunken. Ob vor oder nach oder während des Komponierens, egal, weil der Erfolg dem Komponisten recht gibt.

Ähnlich beschreibt es der Bürgermeister von Alfter, Rolf Schumacher, von der Rhein-Voreifel-Touristik: „Beethoven konnte nur so gut komponieren, weil er die Region genießen konnte.“ Jetzt sollen Bonn-Besucher zum Beethoven-Jubiläum auf einer Apfel-Route durch die Region radeln können. Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan sagt, man könne die Bedeutung des Beethoven-Jubiläumsjahres „keinesfalls unterschätzen“. Menschen aus ganz Deutschland, aus der ganzen Welt würden 2020 in Bonn erwartet.

"Es geht darum, dass wir Menschen verbinden"

Und so packen alle an bei der ITB – im Namen des Beethoven-Jubiläums 2020. Nike Wagner vom Beethovenfest verheißt im Jubiläumsjahr gleich zwei Zyklen: eine Saison im März, eine zweite im September. Michael Horn vom Beethoven Orchester Bonn: „Es geht darum, dass wir Menschen verbinden.“ Mit der berühmten Neunten oder mit „experimentellen Dingen“ des Komponisten, wozu Wagner im Jubiläumsjahr tendiert. Malte Boecker vom Beethoven-Haus hofft auf ein Besucherplus: von bislang rund 100 000 jährlich auf „130 000 Besucher aufwärts“ in 2020. Rein Wolfs von der Bundeskunsthalle will Beethoven auf Handschriften und Manuskripten, in jedem Fall aber „barrierefrei und inklusiv“ erfahrbar, ja tastbar und fühlbar machen. „Man wird die Musik auch spüren können in der Ausstellung.“ Weiter noch: „Ich habe das Gefühl, dass wir einen neuen Beethoven zeigen, wobei wir den klassischen Beethoven anwesend sein lassen.“

Fehlen noch die erhofften Besucher. Udo Schäfer und Ulrich W. Jünger mit Team der Tourismus & Congress GmbH haben bei der ITB in Berlin nach eigenen Angaben bislang rund 100 Gespräche geführt. Schäfers Fazit: „Ich kann Ihnen sagen: Beethoven zieht.“ Sie zählen weiter runter. An diesem Freitag sind es noch 649 Tage. Dann ist Beethovens 250. Geburtstag.

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