Beethoven-Haus zeigt originale Handschriften des Komponisten

Wenn in den kommenden Wochen des Beethovenfestes Beethovens Werke für Klavier und Streichinstrumente einen Schwerpunkt bilden, liefert das Beethoven-Haus, in dessen Kammermusiksaal die meisten dieser Konzerte stattfinden werden, gleichsam die Ausstellung zur Musik.

 Korrekturen: Originalhandschrift der Cello-Sonate A-Dur op. 69.

Korrekturen: Originalhandschrift der Cello-Sonate A-Dur op. 69.

Foto: Beethoven-Haus

Bonn. Wenn in den kommenden Wochen des Beethovenfestes Beethovens Werke für Klavier und Streichinstrumente einen Schwerpunkt bilden, liefert das Beethoven-Haus, in dessen Kammermusiksaal die meisten dieser Konzerte stattfinden werden, gleichsam die Ausstellung zur Musik.

Unter dem Titel "Vom Manuskript zur Interpretation" hat Nicole Kämpken zahlreiche Originalhandschriften, Erstdrucke und andere wichtige Quellen aus dem Bestand des Hauses in den Vitrinen zweier Ausstellungsräume ausgebreitet. Jede Vitrine beleuchtet schlaglichtartig eine Komposition, und jedes Werk wiederum behandelt einen anderen Aspekt.

Die ausgestellten Quellen zur Sonate für Klavier und Violine op. 30 Nr. 2 geben etwa einen Einblick in die Arbeitsweise Beethovens. An diesem Manuskript sieht man sehr schön, wie er Korrekturen nicht nur mit Rötelstift, sondern sogar mit Nadel und Faden anbrachte, wenn er einen größeren Komplex veränderte.

"Beethoven hat hier wohl selber genäht", meint Museumsleiter Michael Ladenburger: "Als Junggeselle war er da mit dem Nötigsten ausgestattet." Für die im Beethoven-Haus edierte Gesamtausgabe stehen die Manuskripte oftmals nicht an erster Stelle der Quellen-Hierarchie. Denn mit der eigenhändigen Niederschrift gab der Komponist sein Werk noch längst nicht aus den Händen.

Er korrigierte, veränderte und feilte an den Kopistenabschriften und sogar noch an den gedruckten Erstausgaben, wenn er den Verlegern brieflich letzte Korrekturwünsche mitteilte. Dem Bonner Verleger Simrock notierte er in eine Ausgabe der Cello-Sonate op. 102: "cis ein Böcklein aus S.(imrocks) Stall". In dieser Ausgabe stand an der fraglichen Stelle ein d. Das Manuskript der Sonate op. 69 ist in der Ausstellung übrigens als Faksimile zu sehen.

Man kann beim Blättern nachvollziehen, wie der Komponist es als Reinschrift begann, dann aber Seite für Seite energischer radierte, umschrieb und ganze Passagen durchstrich. Die Forscher im Beethoven-Haus vermuten deshalb, dass Beethoven das Werk wohl nochmals eigenhändig in Reinschrift übertragen musste, bevor er es einem Kopisten übergab, der dann die Druckvorlage herstellte.

Man erfährt aber auch einiges über Beethovens Persönlichkeit. Die Geschichte seines Opus 1 etwa erzählt von dem Selbstbewusstsein und dem Geschäftssinn des Wiener Neubürgers. Obwohl seinem ehemaligen Lehrer Haydn vor allem das dritte der drei Klaviertrios zu neuartig, zu gewagt für einen Verkaufserfolg erschien, ließ Beethoven auf eigene Kosten in Wien drucken. 400 Exemplare bestellte der junge Komponist, was insofern als recht wagemutig erschien, als durchschnittliche Auflagenzahlen sich in dieser Zeit etwa bei der Hälfte bewegten.

Doch die 212 Gulden erwiesen sich schnell als eine kluge Investition: Beethovens Erstling wurde ein Bestseller. Auch wenn er den Rat Haydns in den Wind geschlagen hatte, eines hatte Beethoven seinem geschäftstüchtigen Lehrer laut Ladenburger doch abgeschaut: Die Kunst des Marketings.

Info##ULIST##

Ausstellung bis zum 09. Januar 2011

  • Öffnungszeiten: Mo-Sa 10-18 Uhr, So 11-18 Uhr.
  • Weitere Infos im Internet unter www.beethoven-haus-bonn.de
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